Deutschland versucht sich wieder am dramatischen Kino. Mit der gleichnamigen Verfilmung des Buches von Jessica Koch orientiert sich Regisseur Tim Trachte an den erfolgreichen amerikanische Teenage-Tearjerkern die seit Jahren immer wieder Scharen ins Kino locken. Da sei filmische Qualität erst einmal dahingestellt, denn wenn es dem Publikum zu gefallen scheint, hat man als Filmemacher ohnehin wenig zu meckern. Dem Horizont so nah macht dabei allerdings die gleichen Fehler wie seine Vorbilder. Und ein Film scheint hier ganz besonders als Grundlage gedient zu haben.
Es heißt nicht umsonst Adaption. Wer hier eine 1:1 Verfilmung erwartet hat sich gewaltig geschnitten, da die Regie hier wenig zielführend sein Geschehen auf 110 Minuten aufbläht und dabei ständig Facetten anreißt, ohne dabei seine benötigte Intimität und Emotionalität zum Geschehen aufzubringen. Noch dazu teilt sich der Film ganz unangenehm in zwei Hälften die beide tonal äußerst unstimmig gegenüber stehen. Nur kurz als Anmerkung: Wer den vollen Umfang der Lebensgeschichten um die Personen erfahren will, sollte definitiv zum Buch greifen. In dem wird nämlich allein die Geschichte von Danny ausführlicher und schockierender dargestellt und dient nicht als forciertes Mittel.
Im ersten Absatz wurde darauf hingewiesen, dass ein Film scheinbar Vorbild gewesen sein muss. Die Parallelen zu “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” sind leider unübersehbar. Dem Horizont so nah beginnt wie eine altbackene und kitschige Schmonzette und beruht sich auf Zufälle die die Beziehung ins Rollen bringt. Dabei ist das Innenleben der Protagonisten von keinerlei wert. Das Zielpublikum ist glücklich wenn sich zwei Menschen die wie aus einem Modekatalog auf einem Karussell ineinander verlieben. Danach beginnt ein wildes Hin und Her zwischen Annäherungsversuchen, das Abblocken von Zärtlichkeiten und und und. Für Menschen ohne Buchkenntnisse wirkt das sichtlich irritierend.
Denn wieso Danny ständig seine Angstanfälle bekommt, erklärt der Film erst nach einer ganzen Zeit. Ein Teil der Gründe ist bereits seit dem Erscheinen des Trailers klar. Danach will Trachte die dramatische Kurve ordentlich anheizen und verrennt sich völlig. Denn was passiert wenn keiner der Charaktere irgendwelche Sympathien oder durch oberflächliche Zeichnungen Mitleid erregen? Der Film erreicht uns nicht.
Und in der letzten Stunde wird da an Manipulationen so hart gearbeitet, dass es schon bald unfreiwillig komisch ist wie oft hier Tiefschläge hintereinander ohne irgendwelche Lichtblicke passieren. Die Geschichte ist bis zum Rand vollgestopft mit Themen und bekommt diese einfach nicht verarbeitet. Das ist ganz ganz mieses manipulatives Kino für ein Publikum, das sich von Zuckerduft einhüllen lässt. Der einzige Lichtblick bleiben da die soliden Leistungen der beiden Hauptdarsteller. Und wer noch nicht geweint hat bekommt das Ende von “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” noch genau ein Mal. Ein Brief der vorgelesen wird, unterlegt mit einem kitschigen Lied, das dann in den Abspann entlässt.
Am Ende fällt auf, dass für alle Themen viel zu wenig Zeit war und Dem Horizont so nah lieber erstmal mit einer langweilige Kitschparty zur Dramatik einlädt. Es ist eine dieser Buchverfilmungen die es seit Jahren zuhauf im Kino gab und ihr unterläuft der gleiche schwerwiegende Fehler wie einem Großteil der anderen Beiträge: Er will, dass sein Publikum das Geschehen durch eine rosarote Brille sieht, sich manipulieren lässt damit er nicht merkt, wie oberflächlich und steril das alles ist.
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Studiocanal Germany