Mit The Evil in Us erscheint nächste Woche (5.September) ein Film, der mit einem absolut schmucken Cover wartet. Die Geschichte liest sich ein wenig wie die vom 2017 veröffentlichten Horrorthriller Camp, der bereits im Jahr 2015 abgedreht wurde. Ein paar Freunde wollen den Unabhängigkeitstag in einer Hütte im Wald feiern und nehmen dabei kollektiv eine weißpulvrige Droge. Diese verwandelt sich jedoch in aggressive Kannibalisten, während die nüchternen Freunde um ihr Leben kämpfen müssen.
Man erkennt bereits altbekannte Motive, die nun auch hier wieder ihre Verwendung finden. Isoliert von der Außenwelt wollen junge Leute einfach auf die Kacke hauen, bis sie von etwas unbekanntem bedroht werden. Eine Kinoauswertung hatte The Evil in Us nicht, geht knappe 90 Minuten und lässt damit vermuten, dass es sich um einen B-Movie handelt, der Direct to DVD kam, weil er optische Qualitäten schlichtweg vermissen lässt. Doch da weit gefehlt. Jason William Lees Film sieht hochwertig aus, hat handgemachte, außerordentlich saftige Ekeleffekte und einige Schauspieler, die durchaus solide durch die Szenerie laufen. Leider ist er nicht reduziert auf seinen Mainplot, sondern spielt zeitgleich auf zwei Nebensträngen, die das Tempo ordentlich ausbremsen.
Es beginnt mit einer Polizeiermittlung in einer Wohnung in der mehrere verstümmelte Leichen gefunden werden. Unter ihnen eine Überlebende, die in ein Krankenhaus gebracht wird um vernommen zu werden. Und in einem Labor, in denen offensichtlich Experimente mit dieser Droge an Menschen vollführt werden. Dooferweise werden diese Stränge gerade in den ersten zwei Dritteln so schlecht eingesetzt, dass ein nahezu miserables Pacing entsteht. Parallel findet in der Gruppe neben Alkoholkonsum, Beziehungskrisen und der Einnahme der Droge auch sonst nicht viel statt.
Lee ist sehr darum bemüht, dass uns die Figuren nicht egal sind. Leider gibt er ihnen keinerlei Eigenschaften die eine richtige Sympathie beim Zuschauer erwecken, weil es abgesehen von Stereotypie nichts außergewöhnliches gibt. So wartet man sage und schreibe 50 Minuten bis endlich die Post abgehen darf, was bei einer Filmlänge von 81 Minuten (ausgeschlossen Epilog und Abspann) eine viel zu lange Durststrecke bildet. Dafür wird dann die Spannungsschraube ordentlich angezogen und der Konflikt eskaliert. Handwerklich ist das von den Effekten gut gemacht! Hautfetzen dürfen aus Hälsen gebissen werden, Äxte dürfen Brustkörbe zerfetzen und Brand- und Stichwunden in ihrer saftigen Natur gezeigt werden.
Die Stimmung ist grundsätzlich intensiv, auch wenn The Evil in Us für Schockwirkung mit viel zu lauten Audio Cues arbeiten, denen man ihre Wirkung jedoch nicht absprechen kann. Die Pfaden laufen am Ende mehr oder weniger konsequent zusammen und offenbaren die wahre Droge in einem Twist, der konfuser Müll ist, aber zumindest für die politische Stimmung des Amerikas im Jahr 2016 ein interessante Sichtweise darstellen. The Evil in Us hat mit seinem Pacing, Charakteren und Jump-Scares zu kämpfen, aber kann zumindest intensive Zombie-Action bieten, die wenn sie endlich auftaucht auch durchaus kompetent inszeniert ist. Vielleicht finden ein paar Horrorfans da doch einen netten Nachmittag!
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