The Eye, ein Film der schon im Jahr 2004 bei seiner deutschen DVD Auswertung in meinem Kinderzimmer für Furore sorgte. Nicht weil ich ihn schon im zarten Alter von 7 gesehen, sondern weil mein Vater mir nach Sichtung einen Knopf ans Ohr geredet hat, wie geil spannend und atmosphärisch der Film sei. Dass der Film irgendwie zwei Fortsetzungen mit sich zog und im Jahr 2008 auch noch ein Remake mit Jessica Alba bekommen hat, spricht im Grunde für die Qualität. Die Pang Brüder hingegen verschwanden nach zwei amerikanischen Produktionen (Bangkok Dangerous und The Messengers) irgendwie am Rande der Bedeutungslosigkeit.
Eine junge blinde Violinistin bekommt eine Hornhauttransplantation um endlich sehen zu können. Doch unmittelbar danach vergeht die Freude als Mun beginnt merkwürdige Figuren zu sehen, die außer ihr sonst niemand zu sehen scheint. Und da halten wir es mal simpel. Wir datieren die Zeit zurück ins Jahr 2004, der Release von The Eye im heimischen Wohnzimmer steht an. Nichtsahnend nach einigen Presse-Empfehlungen legt man die DVD in den Player und dann…
Den Film sollte man in zwei Teile separieren, die grandiose erste Stunde und die zerfahrene letzte halbe Stunde. Dazu gleich mehr. Doch was hier in 60 Minuten an Terrorsequenzen niederprasselt ist beispiellos. Durch weiträumigen Verzicht von Jumpscares wartet man vergeblichst auf einen Knall, der die ganze Situation erleichtert, doch das passiert dort selten. Die wenigen Schocker die The Eye hat schlagen dafür durch Mark und Bein. Auch insbesondere eine Szene im Fahrstuhl hat es in sich. Das alles funktioniert vor allem auch so gut wegen Angelica Lee, die die heimgesuchte Mun sehr glaubwürdig verkörpert.
Doch wie es in jedem Horrorfilm mit übernatürlichem Schwung sein soll, muss eine Erklärung für den ganzen Spuk her. Und das sorgt dafür, dass The Eye am Ende fast komplett entgleist. Klärt sich die Geschichte um den Ursprung der Totensichtungen noch verkraftbar nimmt der Film am Ende eine 360 Grad Wende vor und wird zu einer kleinen Materialschlacht, die aufgrund des überschaubaren Budgets visuell komplett verkackt. Das Ende setzt dem ganzen noch die Krone auf, mit einer Schlusspointe die unmöglich ernst gemeint sein kann.
Mit einer zielgerichteteren Regie hätte The Eye zu einem Klassiker in seinem Genre werden können, der mit den wenigsten Mitteln die maximalste Wirkung erzielt. So bleibt am Ende ein sehenswerter, in den ersten gut 60 Minuten verdammt spannender Horrorfilm bei dem man am Ende den Kopf vielleicht lieber ausschaltet. Und vom Remake besser direkt die Finger lassen.
Empfehlenswert für Halloween weil: euch zu Beginn das Blut in den Adern gefrieren wird mit einigen innovativen Horrorsequenzen, die zwar im Verlauf etwas abflachen, aber genug Terror bieten, dass man über das verkackte Ende hinweglächeln kann. Und die DVD gibt es mittlerweile wirklich spottbillig.
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