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The Hateful Eight

von Sean Theumer

Nach „Django Unchained“ wagt sich Regisseur Quentin Tarantino erneut ans Westerngenre und inszeniert mit „The Hateful Eight“ jedoch das komplette Kontrastprogramm. Reduziert auf irrwitzige Dialoge und sich langsam aufbauende Spannung, die typisch für Tarantino mit deftigen Gewalteruptionen nicht geizt, wird die pessimistische Grundstimmung fernab jeglicher farbenfroher Bilder eingefangen und an minimaler Anzahl Schauplätze ausgetragen. Gesplittet in 6 Kapitel, handeln zwei in einer Kutsche und der Rest in der Hütte, die symbolisch als Ort der Sicherheit einzustufen ist, eigentlich aber als Konfrontationspunkt fungiert. In teils nicht enden wollenden Dialogen, die wie immer grandios geschrieben sind, bekommen die Figuren gemächlich Profil und Motive, während man als Zuschauer gespannt mitraten darf, wer in diesem Kammerspiel die Fäden in der Hand hat. Dafür benötigt man allerdings eine Menge Sitzfleisch, denn auch wenn Längen kaum spürbar sind, ist die Narration auf ein so gemächliches Tempo gedrosselt, wie man es heutzutage kaum noch kennt.

Man merkt Tarantino deutlich an, dass er Freude hat und bekommt das Gefühl, selten so einen ausgelassen Film gesehen zu haben. Da wird sich nicht gescheut beinahe minutenlang die Natur einzufangen um sie im tollen 70mm Format richtig zur Geltung bringen zu können. Es wirkt als würde Reservoir Dogs mit Agatha Christie gewürzt in einer Präriehütte, statt in einer Lagerhalle stattfinden, während Tarantino sich gehörig selbst feiert und etliche Filmreminiszenzen u.a Stagecoach integriert. Abseits der Geschichte greift man den Krieg zwischen den Süd und Nordstaaten und dem daraus resultierenden Rassismus auf, sowie Vorurteile, verzichtet aber auf Humor. Es ist beinahe schade, dass Ennio Morricone´s Soundtrack abgesehen von der Ouvertüre so spärlich im Hintergrund platziert und kaum die Chance sich zu entfalten, während die sonstige Musikauswahl wiedermals hervorragend ist. Denn im Abspann „There won´t be many coming home“ von Roy Orbison läuft, kann man erneut davon überzeugt sein, dass die Liebes des Filmemachers zum Medium kein Stück nachgelassen hat. Quentin Tarantino beweist auch mit „The Hateful Eight“, dass er es noch kann, wenn auch die Schelte häufiger kommen wird als sonst. Dieses überlange, dialoggespickte und ultrabrutale Kammerspiel fordert viel. Wer diese Barriere jedoch überwindet, darf sich auf einen tollen Film mit bärenstarkem Cast freuen!

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Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universum Film

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