Die italienische Splatter-Ikone Lucio Fulci veröffentlichte Anfang der Achtzigerjahre einen zutiefst blutrünstigen Film, der bist heute in Deutschland beschlagnahmt ist: Über dem Jenseits (oder auch bekannt als Die Geisterstadt der Zombies). Umso herzlicher heißen wir auch diesen Vertreter der italienischen Splatter- und Gorewelle bei den Frights willkommen.
In den Sümpfen von Louisiana stand in den Zwanzigerjahren ein Hotel, das infolge eines blutrünstigen Mordes an einen Besucher der Anlage stillstand. Über 50 Jahre später soll das Haus renoviert werden, doch die neue Besitzerin stößt auf die finsteren Mächte, die den Ort umgeben, und wird von einer Frau aus dem Jenseits vor den Kräften gewarnt.
Ein Jahr nachdem Fulci den Splatter-Klassiker Ein Zombie hing am Glockenseil herausgebracht hat, widmete er sich dem Okkultismus. Auch in diesem Film von ihm ist seine Liebe für Mysterien durch kleine Zitate der Horrorliteratur zu erkennen. Das Buch Eibon, welches als Quelle der unheilvollen Prophezeiung dient, wurde schließlich vom Schriftsteller Clark Ashton Smith kreiert und später auch von H.P. Lovecraft verwendet. Über dem Jenseits versucht bemüht jene mystische Atmosphäre seiner Vorbilder fortzusetzen, doch letztlich ist sein Film wie die unnötig platzierten Zombies im Filmfinale: Vollkommen hohl.
Es macht sich bemerkbar, dass Fulcis Fokus auf die Gore-Sequenzen lag, denn diese sind mit Abstand das stärkste Glied seines Filmes. Noch heute ist die Detailverliebtheit und Blutrünstigkeit so eindrucksvoll, dass die dominante Splatter-Note ihre Wirkung in den letzten 38 Jahren kaum verloren hat. Überaus sadistisch und schaulustig sind jene Morde hier visualisiert, bei denen nicht nur ein Mal ätzende Säure und herausspringende Augen zum Einsatz kommen. Das alles ist natürlich vollkommen zusammenhangslos, wenn urplötzlich Vogelspinnen einen verletzten Mann befallen, ihn zerfetzen und letztlich unkommentiert verschwinden. Doch wie schon gesagt, Über dem Jenseits ist nichts Weiteres als ein verdammt hohler Streifen.
Trotz seinen inhaltlichen Leerläufen weiß Fulci trotzdem durch eine charmante Gruselmär-Atmosphäre zu unterhalten. Dem wird jedoch leider im Finale ein Ende gesetzt, wo über 20 Minuten eine hektische Flucht vor nicht-hektischen Zombies gezeigt wird, die eine erschreckende Langeweile fabriziert. Das gibt dem Gorefilm keinen zufriedenstellenden Schlussstrich, auch wenn die letzten Bilder des Filmes wieder einiges gut machen. Trotz alledem verliert der Film zu viel an Fahrt in seinem letzten Drittel, die den großen, sich sammelnden Fragen über das Mysterium des Filmes nicht gerecht werden.
Über dem Jenseits ist ein ziemlich zwiespältiger Film, der einerseits durch seine Splattereinlagen fasziniert und andererseits vom Storytelling her etwas enttäuscht. Denn ein großes, langsames Finale mit noch langsameren Zombies hat dieser Horrorfilm beim besten Willen nicht gebraucht. Atmosphärisch ist er trotzdem in vollem Maße.
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