Anfang Oktober startete auf Netflix die niedliche Eigenproduktion Vampires vs The Bronx, die den Rassenkampf in Amerika mit Vampiren aufarbeitet indem in der New Yorker Bronx die Kultur des Stadtteils verdrängt wird durch die Murnau Stiftung. Dahinter stecken jedoch fiese weiße Blutsauger, wogegen sich eine Gruppe junger Freunde wehrt.
Die Geschichte kommt etwas bekannt vor aus dem 2011er Film Attack the Block indem Jugendliche sich gegen blutrünstige Aliens zur Wehr setzen. Hier wartet allerdings kein gewalttätiger Horrorfilm auf den Zuschauer, sondern ein familienfreundlicher Gruselspaß, der von Menschen inszeniert wurde die den Vampirismus lieben. Das fängt bei der Murnau Stiftung an, zieht sich über Anleihen von Blade bis hin zum klassischen Look des Vampirs, der an Nosferatu erinnert.
Ruppig wird es dabei nie. Vampire vs The Bronx versteht sich als Jugendabenteuer indem Miguel und seine Freunde zu Helden heranwachsen und ihren Stadtteil befreien wollen von der Bedrohung. Tradierte Läden werden aufgekauft, Menschen verschwinden spurlos und nachts wandern mysteriöse Menschen in langen schwarzen Mänteln durch die Straßen. Das offensichtliche ist plakativ: Der große weiße Mann verdrängt und unterdrückt die Schwarzen und Hispanics und will sie aus den Straßen vertreiben. Gentrifizierung lässt grüßen.
Als Politikum wird das zum Glück nie stilisiert, dafür ist die Marschroute ohnehin zu zahm. Gruselig wird es gelegentlich, jedoch ohne dabei das Zielpublikum zu überfordern, Morde gibt es ohne diese auszuwälzen. Vampire vs The Bronx ist ein sympathischer Vertreter mit dem Herz am rechten Fleck, der mit kleinen Mitteln doch einen achtenswerten Erfolg verbuchen kann. Klischeegetrieben nutzt er zwar eine altbekannte Struktur, doch verkauft das als Verneigung.
Nachdem Miguel den ersten Kontakt hat und seinen Freunden von vermeintlichen Vampiren erzählt, gehen sie in den Kiosk ihres Vertrauens, indem sie seit sie klein sind mit dem Besitzer Videospiele spielen. Er hört sich die Sorgen der Jungs an und zeigt ihnen Blade, damit sie lernen wie man Vampire effizient tötet und Kung Fu lernt. Muss man mehr darüber sagen? Jeder Beteiligte ist mit vollem Einsatz dabei, versprüht Spaß und Charme. Da darf man über die offensichtlichen Schwächen hinweg sehen.
Natürlich sind die Effekte äußerst durchwachsen, manche Kulissen erweisen sich als recht billig und das Pacing ist zwiespältig. Während es ewig dauert bis es zum Kampf kommt, rasen die letzten 30 Minuten förmlich und generieren Twists die man schon lange vorausahnt. Dafür gibt es einen im wahrsten Sinne des Wortes göttlichen Auftritt von Method Man, recht spaßige Action und bissigen Sozialkommentar. Wer kleine Herzensprojekte unterstützen möchte, sollte sich diesen süßen Vampirmix aus Komödie, Horror und Action durchaus ansehen. Für die jüngsten Zuschauer als Herantastung an das schrecklich Fantastische eine sichere Bank.
Empfehlenswert für Halloween weil: Vampires vs The Bronx als harmloser Gruselspaß für unterhaltsame 80 Minuten sorgt und durch etliche Referenzen auf alte Vampirfilme das ein oder andere Easter Egg bietet, das selbst alte Horrorhasen noch ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Aber Obacht: Die Mittel waren äußerst begrenzt, dass niemand mit einer optischen und technischen Highlight rechnen sollte.
Regie: Osmany Rodriguez
Drehbuch: Osmany Rodriguez
Darsteller: Jaden Michael, Gerald Jones III, Gregory Diaz IV, Shea Wigham, Sarah Gadon, Zoe Saldana
Score Composer: Brooke und Will Blair
Cinematographer: Blake McClure
Altersfreigabe: 12 (Empfohlen)
Lauflänge: 85 Minuten
Erscheinungsjahr: 2020
Budget: Unbekannt
Box-Office: Unbekannt
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Netflix