Clint Eastwood-Retrospektive #14
Erstmals beschäftigt sich Clint Eastwood nicht nur mit seinem Alter Ego, dem mürrischem Ebenbild eines knallharten Mannes, sondern mit den Strapazen der Filmbranche. Dafür verfilmte er die chaotischen Dreharbeiten zu John Hustons African Queen, bei denen sich der Regisseur auf dem schwarzen Kontinent mit allem beschäftigte – nur nicht mit der Umsetzung seines Filmes.
Dass Eastwoods grundlegende Intention zu Weißer Jäger, schwarzes Herz keine Nacherzählung wahrer Begebenheiten war, zeigt sich an der Namensvergebung seiner Figuren. Keiner der beteiligten Personen behielt hier seinen Namen, nicht einmal der Hauptdarsteller Humphrey Bogart oder John Huston selbst. Somit ist die narrative Freiheit von allen Verpflichtungen freigestellt. Clint Eastwood ergriff diese Chance und setzte seinen altbekannten Charakter anstelle von John Huston (im Film in John Wilson umbenannt). Der erste Ansatz ist damit bereits höchst interessant: Eastwood analysiert sein Verhältnis und die seines Stereotypen zum Kino.
Auch wenn der Figur des John Wilson mehr Freude als der des “namenlosen Fremden” zusteht, ist der egozentrische Kern immer noch der gleiche. Trotzdem wirkt die Thematik des Filmes frisch, da Eastwood sich erstmals direkt zum Medium äußert – und das sollte in dieser Form nicht verpasst werden, schließlich wiederholt sich dieses Ereignis in Eastwoods Filmographie kein anderes Mal. Eben diese Auseinandersetzung hofft man im Film fortsetzend zu sehen, doch stattdessen dominiert die Gemütlichkeit seines Erzählstils. Interessanterweise gründet dieser Fakt eine übereinstimmende Parallele zum Inhalt, nämlich die der Eigensinnigkeit des Regisseurs, doch wird mit diesem Mittel in geringem Maße gespielt.
Das größte Problem, das Weißer Jäger, schwarzes Herz hat, ist sein Nachweis von Qualität. Die gesamte Umsetzung ähnelt eher einem Fernsehfilm als der von Eastwoods inszenatorischer Subtilität. Doch kurz vor Ende des Filmes, wo man sich rückblickend fragt, ob die Umsetzung überhaupt einige Höhepunkte hatte, erweist sich der Schnitt als grandiosestes, filmisches Glied. Es ist der letzte Schnitt, der den Übergang von der Preproduction zur finalen Umsetzung, der Personifikation und Darstellung großer Kinoemotionen, markiert. Eastwoods Stammeditor Joel Cox hat hier einen unsichtbaren Cameo-Auftritt, könnte man meinen. Erst an dieser Stelle des Filmes gibt sich die Struktur des Drehbuches zu erkennen.
Eastwoods Regiearbeit ist für Weißer Jäger, schwarzes Herz wie ein Stein im Weg. Sein defensiver Stil ist für das Verständnis des Zuschauers oft zu unschlüssig und oberflächlich, um die Tiefe des Drehbuches zu erreichen. Doch möchte man in diesem Abenteuerfilm ein Meisterwerk sehen, könne durchaus behauptet werden, dass jener Stil eine Eigenrezension Eastwoods ist. Eine tatsächliche Bewirkung hat diese These trotzdem nicht, da nur ein Dialog mit politischem Hauch, Jeff Faheys Schauspiel und der “Final Cut” die Höhepunkte bleiben.
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