Home Specials Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

Unsere Top 20 der 2010er-Jahre

von Robin Längert

Platz 6: Transit von Christian Petzold

Sicherlich war er nicht nur einer besten Filme seines Jahres und auch nicht “nur” seines Jahrzehnts, denn er kann mit ruhigem Gewissen zu einem der besten deutschen Filme aller Zeiten gezählt werden. In Petzolds Transit existiert keine Zeit im üblichen Sinne. Der Film spielt nicht im jetzt und irgendwie auch nicht zum zweiten Weltkrieg. Nein, das Drama spielt in einem Fegefeuer, in dem seine Figuren unwissend verwesen. Man kann vieles in dieser Geschichte sehen: Ein Kommentar zur politischen Gegenwart, ein Versuch vergangene Gräueltaten zeitlos nachzuempfinden, eine Ode und Warnung an die Liebe zugleich, ein Bild über das Leben in der individuellen Blase, in der äußere Umstände verdrängt werden können, wenn sich nur stark genug auf etwas anderes konzentriert wird. Aber neben all der Vielfalt schafft der Film besonders eines: Er tut höllisch weh. “We’re on a road to nowhere / Come on inside”.

Platz 5: Moonlight von Barry Jenkins

Auf dem ersten Blick klingt Barry Jenkins Debütfilm wie ein klassischer Oscar-Bait: Ein schwarzer, homosexueller Junge mit einer Crack-süchtigen Mutter schlägt sich durch die raue Nachbarschaft. Doch Moonlight ist viel persönlicher, als die Headline vermuten lässt. Dieses zutiefst menschliche Drama über die eigene Entfremdung durch äußere Diskriminierung ist ein Meisterwerk für die Ewigkeit. Hier verschmelzen hochqualitative Einzelstücke zu ganz hoher Kunst. Damit sind nicht nur die drei Kapitel gemeint, die mit dem letzten Bild im Film in unmittelbarer Verbindung stehen, sondern ebenso das Schauspiel, die Musik oder die Farbgebung der einnehmenden Analogbildern und wunderschönen Beleuchtungen. Noch darüber hinaus gewann er sogar den Oscar in der Kategorie “Bester Film”. Welcher Preisträger dieser Kategorie war in den letzten Jahrzehnten besser? Definitiv keiner.

Platz 4: Dragged Across Concrete von S. Craig Zahler

Drei Filme. Drei Meisterwerke. Mit Bone Tomahawk ein Horror/Western-Hybrid, mit Brawl in Cell Block 99 eine Reinkarnation des 70er Grindhouse Kinos und nun mit Dragged Across Concrete ein Thriller/Noirfilm. 164 Minuten Laufzeit verschlingt der starbesetzte Film in denen man sich selbst fühlt wie bei einer Observation. Ewig lange Auto-Dialoge bei der Überwachung von Verdächtigen wohnt man bei, Handlungsstränge tauchen plötzlich auf und sind nach wenigen Minuten abgehakt. Kein leichter konsumerfreundlicher Film wartet hier auf Interessenten. Aber dafür ein handwerklich erstklassiger und ruppiger Thriller, der Zahlers Gespür für abscheuliche Gewalt erneut unter Beweis stellt. Und dieses Monstrum braucht jede einzelne Sekunde um Charaktermotivationen aufzudecken ohne dabei ein Kistenwesen mit seinen Figuren zu betreiben. Jeder Schauspieler befindet sich in einer Grauzone, dessen Wertung von uns übernommen werden muss. Das ist ganz großes Kino, welches uns hierzulande leider auf der großen Leinwand verwehrt blieb.

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