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Crash – Eine Sonderbesprechung der 4K Edition

von Sean Theumer

Crash bekommt eine 4K Veröffentlichung dank Turbine Medien

David Cronenberg sollte dem gepflegten Filmfreund ein Begriff sein. In seinen Filme nimmt er den Zuschauer immer wieder mit auf Trips durch die verstörendsten Welten und zerstört sein Publikum mit eine stets extremen Art und Weise der Inszenierung. Einen Zugang zu den Werken zu finden dürfte durch die Abstraktionen nicht leicht sein und doch finden sich in seinem Oeuvre etliche faszinierende Minuten zum Verweilen. Selbst Menschen wie Christopher Nolan dürften sich inspirieren lassen haben an ExistenZ in dem es durch die etlichen Schichten eines Videospiels geht und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen drohen. Mit A History of Violence entführt man uns auf einen düsteren Rachetrip mit einem Viggo Mortensen in Höchstform wobei sich abermals die enorm repulsive Verwendung von Gewalt auszeichnen durfte. 

Die Fliege ist einer der großen Klassiker des Body Horrors und auch heute noch ein perfekt getrickster, emotionaler Film bei dem das Spektrum der Filme von Cronenberg nochmals deutlich wird. Videodrome als gespenstische, verrückte Visualisierung von Bildern, seinen Zuschauern und deren Wirkung. Mit Crash begibt man sich auf einen komplett anderen Trip der ein Herausforderung darstellt. Turbine hat den Film weltexklusiv auf einer 4K Scheibe veröffentlicht, wobei nach Meidabooks nun endlich die Amaray erschienen ist. Wir wollen dieses kleine Special dafür nutzen, um uns einerseits bei der Turbine für die Unterstützung bedanken und mit einer Kurzbesprechung die zwei Meinungsperspektiven aufzeigen. Dazu hat sowohl Robin einen kurzen Text verfasst, als auch ich.

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Der Film

Robin meint: Cronenbergs Filme sind eine Reise in die Entfremdung. Wo dies seine Body-Horrorfilme noch am meisten verdeutlichen, tun es seine Literaturverfilmungen in seinem Spätwerk eher formal und unterschwellig. „Crash“ wirkt demnach wie der ultimative Cronenberg-Film, da er beide Erzählarten verbindet. Zugegeben, Body-Horror findet in keinem Ausmaß statt, wie in „Rabid“ oder „Die Fliege“, doch sind es die körperlichen Entstellungen seiner Figuren, die den Inhalt in physischem Maße darstellt. Fleisch ist in „Crash“ nicht mehr das primäre Lustobjekt. Die Charaktere haben sich vielmehr dem mechanischem und metallischem zugeschrieben. Ist es eine logische Schlussfolgerung evolutionärer Entwicklungen oder lediglich ein urbaner Wahnsinn, der weniger Fortschritt als Entfremdung ist? Die Antwort ist egal, denn Cronenberg schert sich einzig und allein um die Formulierungen von Fragen. Zweifelsohne ist „Crash“ nicht für das breite Publikum geeignet, denn seine klinische Distanz löst nicht die großen Kinoemotionen aus, die sonst so sehr gewünscht sind. Doch gerade diese Eigenwilligkeit macht seinen psychologischen Erotikfilm zu einem Meisterwerk.

Sean meint: Distanz ist das richtige Stichwort. Nach dem 1973 erschienenen Roman von James Graham Ballard nimmt David Cronenberg der sexuellen Begierde an und erkundet den bizarren Fetisch zweier Menschen, ausgelöst durch einen Autounfall. Dabei wird in unterkühlten Bildern die abstoßende Geschichte erzählt ohne dem Zuschauer jemals Zugang zu gewähren. Das kann Intention sein, doch verhindert leider dass das Geschehen greifbar wird. Einfach weil die Umstände zu abstoßend sind, die repetitive Inszenierung aus ausgedehnten unanagenehmen Sex-Szenen und intensiven Unfällen nicht die gesamte Laufzeit trägt und die Charaktere auch sonst viel zu trashig sind. Dabei helfen selbst die Darsteller nicht, dass Crash seine Wirkung voll und ganz entfalten kann. Ein gescheiterter Film ist das bei weitem nicht, aber in seiner Machart einfach viel zu speziell, dass sich eine Empfehlung für jedermann ansprechen lässt. Viel mehr würde ich als Zusammenfassung folgende Phrase stehen lassen: Ein faszinierendes Scheitern.

Die Edition

Die 4K Bluray erscheint mit dem gleichen Motiv des modernen Mediabooks in einer neutralen typischen Amara-Hülle. Das 4K Master liegt auf einer separaten Disc vor ohne Bonusmaterial, während sich auf der normalen Scheibe der Film inklusive der Extras befindet. Die Filminformation vom Verleih sind wie folgt aufgestellt.

Sprache / Ton: Deutsch HD-DTS MA 5.1, Englisch HD-DTS MA 5.1, Deutsch HS-DTS MA 2.0, Englisch HD-DTS MA 2.0
Bildformat: 1.66:1 (2160p 4K UHD), 1.66:1 (1080p)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Laufzeit: 280 Minuten

Bonusmaterial:
Neue Interviews* in HD (ca. 140 Min.): Talk mit Viggo Mortensen & David Cronenberg (ca. 52 Min.), Peter Suschitzky (Kameramann – ca. 20 Min.), Jeremy Thomas (Produzent – ca. 17 Min.), Howard Shore (Komponist – ca. 23. Min.), Deirdre Bowen (Casting Director – ca. 27 Min.) – Archiv: Interviews* zum Kinostart mit den Machern & Stars (ca. 22 Min.) – Hinter den Kulissen (ca. 11. Min.) – US-NC-17-Trailer – Trailer (in HD: D & US) – Kurzfilme* von David Cronenberg: THE NEST (ca. 9 Min.), CAMERA (ca. 6 Min.), AT THE SUICIDE OF THE LAST JEW IN THE WORLD IN THE LAST CINEMA IN THE WORLD (ca. 4 Min.), *optional mit deutschen Untertitel

Bild und Ton

Das Bild der Bluray ist im Vergleichbar alten DVD bereits ein klarer Sprung nach vorne, doch als UHD bekommt man Crash nahezu perfekt remastered auf den Fernseher. Während die Bluray bei bestimmten Lichtstimmungen etwas zu überstrahlt wirkt und die Zeitwahrnehmung in der letzten Szene eher auf Mittagssonne setzt, statt gewollt auf grauen Nachmittag, bekommt ihr mit der 4K Scheibe einen saftigen Schwarzwert und eine vollends gelungene Helligkeitskorrektur. Die Bilder sind gestochen scharf was für eine tolle Neuabtastung spricht. Gerade für knapp 24 Jahre altes Material von einer 35MM Rolle, sollte diese Edition bei Fans von Cronenberg keinesfalls im Regal fehlen.

Der deutsche DTS-HD 5.1 Ton kommt dabei aufgrund der Synchronisation etwas kräftiger daher als die Originalspur. In letzterer musste ich beim Schauen die Lautstärke in den Dialogen etwas lauter als gewöhnlich einstellen, was in den Unfällen gelegentlich für kurzes Erschrecken sorgte. Diese kommen nämlich mit einer unfassbaren Wucht daher. 

Statt des Trailers unter der Wertung verlinken wir euch ein Vergleichsvideo von Youtube zwischen der 4K-Edition und der normalen Bluray indem ihr euch vollends von den Unterschieden überzeugen könnt. Wer die Mediabooks verpasst hat oder mehr Platz im Schrank braucht sollte sofort zuschlagen. Diese Edition lohnt sich und macht Lust auf weitere Neuabtastungen von Turbine Medien!

Crash 4K Blu-ray

Regie: David Cronenberg 
Drehbuch: David Cronenberg
Darsteller: James Spader, Holly Hunter, Elias Koteas, Deborah Kara Unger, Rosanna Arquette
Score Composer: Howard Shore
Cinematographer: Peter Suschitzky
Altersfreigabe: 18
Lauflänge: 100 Minuten
Budget: 9.000.000$
Box-Office: 2.600.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Turbine Medien

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