VHS 94

von Sean Theumer

Mit VHS 94 ist die beliebte Episoden-Reihe mittlerweile beim vierten Film angekommen und versetzt nun nach 6 Jahren endlich wieder ins Staunen. War Teil 1 der kreative Start sorgte insbesondere Teil 2 mit seiner fantastischen Safe Heaven Episode für ein Meilenstein im modernen Horrorgenre. Was Timo Tjahjanto und Gareth Evans dort an Eskalation erschaffen haben ballert immer noch gewaltig. Teil 3 war dann leider billiger Schund der irgendwo in der Versenkung der Videothekencounter verloren ging und für das frühzeitige Ende sorgte.

Jetzt fast 7 Jahre später haben sich aber erneut 5 Regisseur*innen gefunden und ihre Genrefantasien ausgelassen. Mit dabei sind unter anderem Steven Kostanski (Psycho Goreman), Simon Barrett (Drehbuchautor von The Guest und Youre Next), sowie Timo Tjahjanto der erneut eine absolute Perversion abfeuert. Die Rahmenhandlung besteht aus einer Gruppe Polizisten die ein Lagerhaus stürmen, auf der Suche nach einem ominösen Kult. Wie für die Reihe üblich gibt es nun die Kurzrezensionen für die einzelnen Episoden.

Während der erste Film umgeschnitten ab 18 durch die FSK Prüfung kam, hatte Teil 2 für eine Altersfreigabe über 5 Minuten Kürzungen hinnehmen müssen. Teil 3 kam dann ungeschnitten ab 16 Jahren im Jahr 2014 auf Bluray raus, welches Schicksal VHS 94 definitiv nicht ereilen wird. Eine Altersfreigabe wird ähnlich schwierig sein.

Storm Drain: Nachdem in einer Kleinstadt Gerüchte aufkommen über die Gestalt des Rattenmannes, macht sich Reporterin Holly mit ihrem Kameramann Jeff auf die Suche nach Ort des Erscheinens. In einem riesigen unterirdischen Kanalsystem finden sie jedoch etwas weitaus schlimmeres. Als leichter Start in die Anthologie macht dieser Kurzfilm nicht viel falsch. Man borgt sich die Ästhetik von Blair Witch Project und lässt die Investigation des Schachtes ohne Musik ablaufen. Spannend wird das zwischenzeitlich mit einigen extrem derben und handgemachten Spezialeffekten. Die Auflösung ist dabei leider etwas zu generisch geworden. 

The Empty Wake: Ein junges Mädchen nimmt einen Job als Nachtwache für eine Totenwache an. Als ein schwerer Sturm für einen Stromausfall sorgt, ist bei angehender Notbeleuchtung jedoch die Leiche nicht mehr im Sarg. Hier finden wir ein Szenario, dass an The Vigil und Nightwatch erinnert. Allerdings inszeniert Simon Barrett die Schauergeschichte extrem effektiv mit einer fast 5 minütigen Spannungssequenz die schlimme Albträume hervorrufen wird. Leidet etwas an seinem begrenzten Budget, kann aber besonders mit seinem Creature Design punkten. Als 15 minütige Terrorszene aber absolut sehenswert.

The Subject: Ein talentierter geistig gestörter Doktor versucht den perfekten Hybrid aus Mensch und Maschine zu erschaffen. Entführte Jugendliche sind dabei seine Versuchskaninchen. Als eine Spezialeinheit sein Labor stürmt und tötet, lässt das sein bisher erfolgreichstes Subjekt auf die Einheit los. Gedreht in First Person feuert Timo Tjahjanto hier eine halbe Stunde auf alle Synapsen mit gnadenloser Gewalt. Der Meister hinter The Night Comes for Us sorgt hier für dynamische Schießereien, extremen Gore und kreative Schnitte. Weniger Horror als kaputte Grenzerfahrung und sowohl filmisch als auch inszenatorisch das absolute Highlight von VHS 94. Eine der Dinge die man in einem prall gefüllten Festivalsaal sehen muss.

Terror: Eine Gruppe extremer Patrioten plant einen Anschlag auf Bill Clinton mit einer Superwaffe. Das Blut eines täglich Erschossenen explodiert bei Kontakt mit Sonnenlicht. Nach einem extremen Saufgelage kommt diese Superwaffe jedoch eines Nachts frei. Terror ist eine ungewöhnliche Sicht auf das Vampirgenre. Was beginnt wie ein Thriller endet in einem Blutbad voll abgebissener Gesichter und explodierender Körper. Fällt durch seinen etwas zu langen Aufbau leider etwas ab, überzeugt aber erneut mit der Effektarbeit. Und immerhin findet man hier ein Twist für die Rahmenhandlung.

VHS 94 findet also zu den großen Stärken der Reihe zurück und bietet fabelhafte Effekte im Gore, auch wenn gerade einige animierte Szenen misslungen sind. Gewöhnen muss man sich allerdings an den Look, denn der ist natürlich Handheld und dem Jahr 1994 nachempfunden. Als Stilmittel schön rückbesinnend aber augenkrebsverursachend in bestimmten Shots. VHS 94 sorgt für jede Menge Spaß.

Empfehlenswert für Halloween weil: Es nicht nur die Abwechslung ist die hier ordentlich Laune macht, sondern auch die blutigen handgemachten Effekte. Zudem findet sich eine gute Mischung aus Splatter und Horror mit einer schweißtreibenden Episode von Simon Barrett. 

 

vhs 94

Regie: Jennifer Reeder, Chloe Okuno, Simon Barrett, Timo Tjahjanto, Ryan Prows

Drehbuch: David Bruckner, Brad Miska
Score Composer: Sun O)))
Cinematographer: Jasper Wolf
Altersfreigabe: Ungeprüft
Lauflänge: 100 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Budget: Unbekannt
Box-Office: Kein Kinostart

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Shudder

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