Basierend auf den wahren Ereignissen Ende der 50er Jahre, erzählt Regisseur Terrence Malick in seinem Leinwanddebüt, Badlands – Zerschossene Träume, von der Unerklärlichkeit unserer Triebe und der Bedeutung innerhalb eines Systems, mit dem man sich nicht identifizieren kann. Manch einem mag jenes Fundament bereits bekannt vorkommen, wenn man sich bereits mit anderen Werken von Malick auseinandergesetzt hat. Den Beginn seiner filmischen Extasen zu erforschen ist retrospektiv besonders interessant.
Martin Sheen und Sissy Spacek spielen in diesem ungewöhlichen, und doch stilistisch maßgeblichen Roadmovie ein Outlaw-Pärchen, das distanzierter nicht gezeichnet sein könnte: Er ist der unsympathische Schönling, der wiederholend bestätigt wird durch otpische James Dean-Vergleiche. Sie ist die schüchterne Zierlichkeit, die sich mitreißen lässt und keinen Finger krümmt. Beide scheinen die stumpfesten Stereotypen ihres Geschlechtes zu sein ohne jegliche Zuneigung oder spezifisches Interesse zu haben. Viel eher sind sie orientierungslose Hülsen, die keinerlei Zweck oder Funktion in ihrem Umfeld finden. Dass man als Zuschauer dabei keinerlei Funken Bindung, Identifikation oder Mitgefühl verspührt, ist dabei die größte Schwierigkeit beim Seherlebnis. Alles, was eigenentlich schockieren oder aufwühlen sollte, lässt einen vollkommen kalt. Umso gleichgesetzter ist man selbst mit der Gefühlswelt der Protagonisten, die über Leichen gehen und sich von jeglichen Normen entfernen, ohne dabei Adrenalin, Befriedigung oder Erfüllung zu empfinden.
In gewisser Weise ist der Erzählstil veraltet. Alles wirkt irgendwie bekannt oder bereits durchgekaut. Ausgefallene Einwirkungen in die Geschichte treffen zu keinem Zeitpunkt ein. Versteht man Malicks Erzählung jedoch als kommentarlose Reflexion einer belanglosen Auslebung von Freiheit, ist seinem Film viel mehr zu entnehmen als der erste Eindruck vorgibt. Die Protagonisten verfolgen keinerlei Perspektive oder Weltanschauung, sondern leben die Flucht aus der Zivilisation lediglich als Selbstzweck aus. Erst einmal in der freien Natur angelangt, findet sich jener gefürchteter Alltag auch dort wieder. Das ist zwar ein durchaus niederschmetternder Subtext von Malick, doch ignoriert er nicht die Schönheit der Natur, wo alles seinen Weg und Zweck findet. Hat sich der Mensch also bereits so weit entfremdet von der Natur, dass er nur in seinem selbsterschaffenden System leben kann? Eine Frage, die man lieber nicht beantwortet bekommen möchte.
Der Grundstein für eine faszinierende Filmographie wurde mit Badlands – Zerschossene Träume definitv gelegt. Malicks Figuren waren schon immer Suchende ohne gestilltem Durst, was viele andere Filme von ihm ebenso zu Roadmovies macht. Kein Wunder demnach, dass sein Einstieg in das Filmgeschäft sich jenem Genre in vollen Zügen widmet. Es erfordert in gewisser Weise reichlich Auseinandersetzungen, um sein Debüt mehr den je schätzen zu können. Pure Unterhaltung sollte jedoch nicht erwartet werden. Vielmehr ist sein Roadmovie eine trockene, gegen Ende auch bissig-satirische Extase, das sein Gerne ebenso entstellt wie definiert.
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