Victor ist ein Maskenbildner, der die Körper schöner Frauen als Bronzeskulptur verewigt. Aber auf seiner Arbeit liegt ein dunkler, mysteriöser Schatten. Seine Plastiken wirken so echt wie die lebendigen Modelle selbst, aber die Mädchen, mit denen er gearbeitet hat, sind spurlos verschwunden. Ihre Körper wurden lebendig in die Bronzeskulptur eingegossen. Nun ist Victor auf der Suche nach einem neuen Mädchen, dessen Schönheit es festzuhalten gilt. Als sein Sohn und einige seiner Freunde ihn besuchen kommen, scheint Victor sein neustes Modell gefunden zu haben. Doch plötzlich wird ein Gast mach dem anderen ermordet …
Ein Szenario des Grauens. Und genau das ist Ted Hookers Werk „Der Leichengießer“. Eine irre, angsteinflößende psychologische Fahrt in menschliche Abgründe, in irrationale Formen und Konturen des Übersinnlichen, aber zugleich auch ein Film der Rache und der Vergeltung. Dabei scheut Hooker keine Gewalt, präsentiert diese aber niemals in einem überdimensionalen oder gar verherrlichenden Licht. Somit ist das Grauen, welches von „Der Leichengießer“ ausgeht, größtenteils psychologischer Herkunft. Menschen, die bei lebendigem Leibe in Bronze eingegossen, mit Säure verätzt werden oder mit Steinen den Schädel zertrümmert zu bekommen, aus diesen Elementen kreiert Ted Hooker sein Werk. All diese Akte der Gewalt werden dabei so dargestellt, als befinde sich der Zuschauer selbst im Körper des Mörders, den der Zuschauer bereits zu kennen glaubt. Denn die Charaktere bekommen dabei vom Regisseur ganz eindeutige Sympathien zugeteilt, die dem Zuschauer schon in den ersten Minuten aufgezwungen werden, und dieser nimmt sie, ohne groß irgendetwas zu hinterfragen einfach so hin. Er differenziert nicht, er glaubt, Gut und Böse bereits kategorisieren zu können.
So verläuft „Der Leichengießer“ durchweg mit einer mörderischen Spannung und einer unheimlichen, mysteriösen Atmosphäre, die insbesondere durch die grandiose Kameraführung und den perfekt geschnittenen und bearbeiteten Sound aufrechterhalten wird. Die Grundstory, die sich im Laufe des Filmes zu einem klassischen Kammerspiel entwickelt, lässt den Zuschauer bewusst weitestgehend im Dunkeln tappen, und offenbart erst durch die finale Wendung das, was eigentlich hinter diesem Meisterwerk steckt.
„Der Leichengießer“, Ted Hookers einziger Spielfilm, ist zu Unrecht bei Publikum sowie Kritikern durchgefallen. Ein abstraktes, visuell betörendes Meisterwerk der frühen siebziger Jahre, was durch seine verstörenden Bilder und die intelligente Wendung, die den Zuschauer enger in den Film mit einbindet als dieser es gerne gewollt hätte, noch eine nachhaltige Wirkung haben dürfte.
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