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Die 10 besten Filme des Jahres | Victor

von Victor

Die Plätze 5-2

The Big Short (Adam McKay)

Viele Formen des Theater haben schon Entsprechungen auf der großen Leinwand gefunden; am prominentesten sind wohl die vielen Broadway-Kammerspieladaptionen zu nennen. Adam McKays Finanzkrisenfarce ist nun das, was dem epischen Theater Bertolt Brechts am nahsten kommt. Mit Verfremdungseffekten, die beim einfachen Ansprechen des Publikums, wilden Absurditäten und Unterbrechungen anfangen und bei der Weigerung, eine konventionelle, „polierte“ filmische Ästhetik und Grammatik zu verwenden, aufhören, ist sich das Publikum dem Charakter sowohl des Films als Kunstwerk, als auch seiner selbst als Zuschauer, der auf Abstand gehen und reflektieren soll, jederzeit bewusst – genau der richtige Ansatz, sich einem solch hochkomplexen Thema wie dem Finanzcrash von 2008 anzunehmen. Er ist weder kitschiges, pädagogisches Betroffenheitskino mit erhobenem Zeigefinger noch eine teilnahmslose Blödelei, vielmehr schult „The Big Short“ in Form und Inhalt das eigenständige Nachdenken über das Thema unseres Jahrhunderts, die Auswirkungen des Neoliberalismus. Ein hochintelligenter, wichtiger und vor allem wahrhaftig aufklärerischer Film.

©Paramount

4. The VVitch (Robert Eggers)

„The Witch“ – und das als Spielfilmdebüt – ist purer Sog in Filmform. Ein Zoom auf den Waldrand mit wallender Tonspur – das reicht schon. Anders als im Mainstreamhorror kalkulierter Reihen speist sich die Furcht nicht aus dem ewigen Sysiphos-Hinarbeiten hinauf zum Jump Scare-Gipfel, sondern aus purer Stimmung, die schwerlich beklemmender sein könnte und in ihrer brachialen Vergangenheitsportraitierung mehr als einmal an „The Revenant“ erinnert. „The Witch“ könnte vieles sein: Religionskritik oder Adoleszenzparabel, letztlich aber eine beeindruckende Visitenkarte seines Regisseurs Robert Eggers, der dem unabhängigen Horrorfilm hoffentlich noch treu bleiben wird. Da war es umso trauriger, dass der Film in den hiesigen Multiplexen vom abgestumpften, präpubertären Publikum ausgebuht wurde.

Besonders schön: Das Ende, ein purer Stinkefinger für prätentiöse Programmkinosnobs.

©Universal

3. Green Room (Jeremy Saulnier)

Jeremy Saulnier sorgt für die zweite Low Budget-Horrorüberraschung des Jahres. Nur ist sie diesmal keine Gothic-Kostümmär, sondern pures Terrorkino, das mit seiner frech-geilen Prämisse, exzellentem Blocking und unkommentierten, schmerzhaften Gewaltdarstellungen das Grindhouse-Midnightmovie wiederbelebt. Rotzig, kompromisslos, pervers, brutal und gut gelaunt – Punks, die sich den Weg aus einer Skinheadkneipe freimetzeln müssen: Wenn dieser Krieg der Subkulturen kein heimlicher Klassiker auf den Videoabenden der Nation wird, dann weiß ich auch nicht.

©Universum Film

2. The Hateful 8 (Quentin Tarantino)

Das schöne: Tarantino hat ein „The Thing“-Remake gedreht, und keiner hat’s gemerkt.

Spaß beiseite. Er ist wütend, so unfassbar wütend über den Zustand dieses Landes – vielleicht auch über den Zustand seines Kinos -, nur schlüssig, das Tarantino die Zerrissenheit, die Spaltung Amerikas und die immer lauter brodelnden Rassenkonflikte im Western-Format behandelt, ist dieses doch das uramerikanische Genre, der nationale Mythos schlechthin. Die zynische Bitterkeit, mit der die soziale Versuchsanordnung beiseite gefegt wird, lässt uns bitter schlucken – gerade jetzt, wenn die US-Wahl die besorgniserregende Präsenz postdemokratischer Phänomene im politischen Alltag des Westens ein für allemal offenlegte. Tarantino übertrifft „The Hateful 8“seinen Vorgängerfilm, der ebenfalls die Rassenproblematik, aber eher im historischen Sinne, zum Sujet machte und versuchte, eine „weiße“ Geschichtsschreibung zu zerschmettern, um Längen. Außerdem – um das Handwerkliche nicht zu vernachlässigen – erschuf Stammkameramann Robert Richardson die vielleicht am einfallsreichsten Lichtsetzungskompositionen des Jahres.

©Universum Film

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