Es ist nicht mehr mit natürlichen Dingen zu erklären, warum eine Buchreihe (über einen sexuell nicht ausgelasteten Milliardär, deren jüngstes Opfer eine sexuell nicht erfahrene Studentin ist) welche die Thematik des Sadomaso oberflächlig beleuchtet, ausgerechnet bei der Gruppe Jugendliche boomt, die kurz vor der biologischen Aufklärung in der Schule steht. Dass eine filmische Umsetzung dieser „brillianten“ Thematik selbstverständlich Profit abwirft, wart längst kein Geheimnis, weswegen man meinte, dass es doch die beste Lösung sei eine filmische Umsetzung des prickelnden Stoffes herbeizuführen. Ungünstig nur, dass eine Verfilmung des expliziten Problems niemals für Jugendliche geeignet, sowie eine ausführliche intensive Beleuchtung der Sexualpraktik „Sadomaso“ zu tiefgründig für junge Zuschauer wäre.
Also streichte man alle Optionen, die „Fifty Shades of Grey“ eventuell zu einem durchschnittlichen Film gemacht hätten. Während Lars von Trier letztes Jahr noch die Krankheit der Nymphomanie aus einer nachvollziehbaren Perspektive belichtete, sich dabei glücklicherweise niemals parteiisch ansiedelte und sowohl explizit als auch brutal inszenierte, ist „Shades of Grey“ nichts weiter als eine zweckhafte Darstellung eines devoten Verhältnisses zwischen einem kranken Milliardär und einer schüchternen verliebten Studentin.
Perspektiven bekommt man dabei nur öberflächlich serviert, da auch die Inszenierung niemals in die Materie vordringt und die eigentliche Krankheit der brutalen Begierde nur grob darstellt wird. Denn um wirklich als ernst wahrgenommen zu werden, fehlt es dem Film an Konsequenz und Intensität. In der ersten Stunde könnte man meinen sich in einer 08/15 Romcom verrannt zu haben, während fröhlich jedes Klischees einer Romanze abgearbeitet werden und die Charaktere nur reine Schablonen sind. Wenn es dann zur eigentlichen Thematik kommt, bleiben jegliche Entscheidungen der jungen Ana nicht hinterfragt und die Inszenierung der Sexualpraktiken bleibt derweil so zahm, ohne jegliche Gefühle übermitteln zu können. Wundern muss man sich darüber jedoch bei weitem nicht, immerhin sollen die kleinen Kinder, nachdem sie sich den Film kaufen lassen mussten, nicht verstört werden wegen destruktiver Bettspiele, die ja in der Realität viel perfider sind als in literarischer Form.
Schlimmer noch, merkt man Shades of Grey zu jeder Sekunde an, dass er nur existiert um einen Filmkonzern mit Geld zu überfluten. Dakota Johnson ist dermaßern charakterlos und monoton, dass ihre Fremdscham gegenüber dieses Abschnittes ihrer Karriere zu jeder Zeit nachvollziehbar ist und Jamie Dornan beweist auch, dass jeder andere Kerl aus Amerika diese Rolle hätte spielen können. Dieser Film ist liebloses, oberflächliches und stümperhaftes Kommerzkino, der sich nicht bemüht die Hirne der Menschen zu beleuchten, die sich in einer Beziehung devot über andere stellen und den Partner beim Geschlechtsakt größtmöglichen Schmerz zufügen wollen, sondern inszeniert die zahmen Spielchen nur zum Selbstzweck und enttäuscht selbst da auf ganzer Linie. Auch in den „erotischen“ Sequenzenerfüllt Shades of Grey die gängige Prämisse, den Zuschauer mit einem wilden Potpourri neumoderner Popmusik zu überfluten, was dem Geschehen nicht nur jegliche Seriösität beraubt, sondern auch ein Gefühl der Unerträglichkeit auslöst. Noch unbefriedigender als die gesamte Inszenierung ist das abgehackte Ende, denn leider wird es einen weiteren Teil geben, der mit großer Sicherheit genau so grob inszeniert ist und auf puren Profit ausgerichtet ist.
Leider wird auch dort die angesprochene Zielgruppe wie wild ins Kino rennen, da sie in 2 Jahren eventuell schon 16 sind und nicht mehr warten müssen, bis die DVD erscheint oder der Film in guter Qualität im Netz zu streamen ist. Für 14 jährige Mädchen, die schon das Buch „übelst geil“ fanden, wird Shades of Grey sicherlich der neue Lieblingsfilm sein, da Feuchtgebiete „übelstig ekelig“ war. Der das Kino liebende Cineast wird jedoch traurig den Kopf schütteln, denn selten wollte man nach einem Film mehr kotzen als man essen kann.
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