Ich betrachte es als meine eigene, persönliche Mission, die Freitag der 13.-Reihe (mein Lieblingshorror-Franchise) jedes Jahr heil durch unsere 31 Days of Frights zu bringen – womit wir bereits beim achten Teil angekommen sind. Dieser Part stellt innerhalb des Franchises in vielerlei Hinsicht einen besonderen, einschneidenden Abschnitt dar. Hiermit präsentiere ich: Freitag der 13. Teil VIII – Todesfalle Manhattan.
Jason steckt noch immer am Grund des Crystal Lakes fest – wie sie immer zu Beginn eines Freitag der 13.-Teil. Ein Starkstromkabel, was entlang seines Leichnahms führt, reißt aufgrund des Ankers eines kleinen Bootes, das vor dem Camp hält. Jason erwacht zum Leben, tötet das Pärchen an Bord, treibt bishin zu einem noch viel größeren Sees und besteigt schließlich die SS Lazarus mit zahlreichen Studenten – und mit Kurs auf New York City.
An dieser Stelle sammeln sich bereits mehrere Fragen: War die Starkstromleitung tatsächlich schon immer im See? Wie schafft es ein kleines Boot auf den Crystal Lake? Ist der See etwa mit einem Kanal verbunden, der zu offenen Gewässern führt? Der künstlich am Leben erhaltene Jason scheint damit nur ein Sinnbild für das Franchise zu sein, das ebenfalls mit allen Mitteln versucht sich am Leben zu erhalten. Koste es, was es wolle (Dämlichkeit inklusive). Regisseur und Drehbuchautor Rob Hedden feuerte damals jene Idee an, denn laut ihm sei es wichtig Jason „aus dem dummen See zu holen, wo er rumhängt.“ (https://www.newspapers.com/clip/22910296/the-news-journal/)Die Erstidee war eigentlich ausschließlich für die Prämisse auf dem Boot gedacht, um Das Boot und Alien für eine klaustrophobische Stimmung auf See zu vereinen. Nett gedacht, schlecht gemacht.
Es hat etwas progressives, Jason endlich aus dem See zu holen. Zwar ist das Camp eine Art atmosphärischer Angelpunkt des Franchises, dennoch sollten neue Ideen und Konzepte bei einem achten Teil löblichem willkommen heißen. Ebenso ist die Fusion aus Jason und Alien etwas sehr reizvolles. Leider jedoch besitzt Hedden keinerlei Fähigkeit über sein Handwerk. Thrill und Klaustrophobie existieren zu keiner einzigen Sekunde. Eine Emotionalisierung, zwei- oder dreidimensionale Charaktere werden vergebens gesucht und ein Plot hat der Film schon gar nicht. Wofür lohnt sich also eine Sichtung von Teil 8? Wohlmöglich ist es die simple, angeheiterte Stimmung eines Partyfilms durch einen hohen Body Count und derbe Kills. Doch letzteres ist ebenfalls nirgends auffindbar. Stattdessen gleichen die Tötungen denen eines trockenen PG-13, womit der Film nicht einmal damit punkten kann. Kein Wunder, wenn alle Morde in drei unterschiedlichen Härtestufen gedreht worden sind und in geradezu allen Fällen die harmloseste Version in die finale Schnittfassung etabliert ist. Diese Entscheidung ist vermutlich der größte Genickbruch für das Sequel gewesen, denn damit katapultiert sich Todesfalle Manhattan tatsächlich zum uninteressantesten Teil des gesamten Franchises. Apropos Manhattan: Wo bleibt eigentlich New York?
Diese Frage lässt sich erst im letzten Drittel (!) des Filmes beantworten. Denn Teil 8 ist nicht nur sagenhaft uninteressant, blutleer und einfallslos, sondern ebenfalls ein Etikettenschwindel. Den großen New York-Jason bekommt dein Publikum nämlich nur für eine kurze Zeit zu sehen. Am zufriedenstellendsten sind damit die Szenen in einem New Yorker Café und natürlich am Times Square. Alles andere hat ebenso wenig mit New York zu tun, wie die ersten sieben Teile des Franchises. Wir sehen zwar nette Belichtungen, einen stetig tötenden Jason und peinlich-derb gezeichnete Studenten mit Drogen, Sexsehnsüchten und lauter Rockmusik, doch unterhaltsam ist das ganze schon lange nicht mehr. Kein Wunder, dass dieser in vielerlei Hinsicht einschneidender Abschnitt des Franchises ein wichtiges Ende markiert: Das Ende der Achtzigerjahre – das Jahrzehnt, das ganze acht Teile des Franchises getragen hat (begonnen im Jahr 1980), das Verlassen des Camp Crystal Lakes (das Brechen mit einem langsnhaltenden Wiedererkennungswert und einer Tradition des Franchises), das letzte Mal Jason mit seiner klassischen Maske (bis es für Jason X in einer deutlich variierten Version und für das Spin-Off Freddy vs. Jason in seiner ursprünglichen Form etabliert wurde) und der letzte Teil der „alten“ Filmreihe, die sich Freitag der 13. nennt (betrachtet man das Remake von 2009 als „neue“ Filmreihe). Das sind genug Anzeichen, die auf die qualitative und inhaltliche Zäsur dieses Teils hindeuten.
Empfehlenswert für Halloween, weil die „neuen Ufer“ des mittlerweile achten Filmes erfrischendes Potenzial mit sich bringen, was jedoch schlicht und ergreifend fallen gelassen wird und wofür die handwerkliche Kompezenz gar nicht erst gereicht hat. Ein dummer, aber wirklich wirklich dummer Partyfilm ist es trotz alledem geworden – selbst wenn Atmosphäre, Gore, Logik oder gar ein Plot gänzlich fehlen.
Drehbuch & Regie: Rob Hedden
Produktion: Randy Cheveldave
Darsteller: Jensen Daggett, Scott Reeves, Barbara Bingham, Peter Mark Richman, Kane Hodder
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 100 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1989
Budget: 5,5 Mio. USD
Box Office: 14,3 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Paramount Pictures.