Kaum zu fassen, doch zum zehnjährigen Jubiläum der 31 Days of Frights sind wir nun auch beim zehnten Teil der Freitag der 13.-Reihe angelangt. Nur diesmal kommt alles anders, denn es gibt eine Figur, für die zählt nicht das Sprichwort „sky is the limit“: Jason X.
Es macht mich schon fast melancholisch, dass meine absolute Lieblingshorrorfilmreihe nun bei ihrem letzten Teil angelangt ist. Es fing vor sieben Jahren im Jahr 2017 als augenschmunzelnder Gag an, dass wir an einem Freitag, den 13. Oktober 2017 den zweiten Teil Jason kehrt zurück bei den Frights präsentierten, um am Samstag, den 14. Oktober 2017 den gravierenden Filmfehler vom dritten Teil Und wieder ist Freitag der 13. hinzuweisen, der schließlich am Folgetag seines Vorgängers spielt. Am nächsten Tag folgte das ikonische Aufeinandertreffen Freddy vs. Jason. Und ab dort folgte jedes weitere Jahr der nächste Teil – von Das letzte Kapitel bis hin zu Jason Goes to Hell.
Im Laufe der Besprechungen wurde die Hilflosigkeit der Produzenten zunehmend ersichtlicher. Jason sollte endgültig sterben, als Traumgestalt eines Whodunit auftauchen, vom Blitz wiederbelebt werden, gegen eine Teenagerin mit telekinetischen Kräften antreten, über ein Partyschiff nach Manhattan reisen, als körperloser Dämon unschuldige Wirte beherrschen. Und dann? Was folgt dann? … Die Zukunft. Um genau zu sein, das Jahr 2455. Doch das reicht noch nicht. Denn Jason musste in den Kryoschlaf verfallen, um letztlich auf einem Wissenschaftsraumschiff mitten im Weltall aufzutauchen.
Die Produzenten haben sich sichtlich von Alien und Event Horizon beeindrucken und beeinflussen lassen – und somit das wirklich verrückteste Konzept eines Freitag der 13.-Films kreiert. Auch die Hellraiser-Reihe hatte mit ihrem vierten Teil Bloodline bereits die Idee, ihren Main-Antagonisten in den Weltraum zu schießen, was meiner Meinung nach eine teils äußerst gelungene, wenn auch vollkommen unnötige Umsetzung war. Doch Jason X hat mehr für mit seinem psychopathischen Muttersöhnchen. Denn in seinem bahnbrechenden Finale mutiert Jason zu Uber-Jason (nein, er wurde kein Angestellter eines Mietwagenunternehmens). Und bei all dem Wahnsinn, dem diese Filmreihe bereits verfallen ist, muss man eines sagen: Jason X macht außerirdischen Spaß!
Dieser Sci-Fi-Slasher kennt sein Party-Publikum, ebenso wie bereits sein meilenweit unterschätzter Vorgänger Die Endabrechnung. Hier wird fast jeder Kill genutzt, um für Stimmung zu sorgen. Auch die hilflosen Figuren sind so over-the-top geschrieben, dass deren fragwürdig-pupertäres Verhalten einer wissenschaftlichen Crew für die nötige Lockerheit sorgt, die dieser Teil definitiv braucht. Die Kirsche auf der Torte stellt schließlich der Cameo der kanadischen Regiegröße David Cronenberg dar, dessen Aufritt zu den Sternstunden des Franchises gehört.
Glücklicherweise ist Jason X mittlerweile ungekürzt in Deutschland verfügbar. Es ist sehr bedauerlich, dass dieses Franchise aufgrund seines ewigen Rechtstreits und dem Kontrollwahnsinn des Rechteinhabers Sean S. Cunningham seit seinem irrelevanten Remake im Jahre 2009 auf Eis liegt. Wir hoffen sehr, dass es nicht bis zum Jahr 2455 dauert, ehe Jason aus seiner Ruhe geweckt wird. Für eine Zeit lang schwirrten Gerückte um einen Black Friday-Film herum, in dem Jason an jenem Geschäftstag eine Einkaufsmall unsicher macht. Wiederum seit einigen Jahren arbeiten A24 und Peacock an einer Prequel-Serie namens Crystal Lake, ursprünglich mit Hannibal-Headwriter Bryan Fuller, deren Kombination geradezu traumhaft klang. Doch nach offiziellen kreativen Differenzen, bei denen Fullers Ansätze zu düster waren, und parallel zu MeToo-Skandalen des Autors, musste das Team umdisponieren. Nun ist Brad Caleb Kane der neue Showrunner, Co-Autor von Fringe und Tokyo Vice, bei der Michael Mann den Pilot inszenierte. Wir können nur hoffen, dass es in den nächsten Jahren endlich neuen Jason-Content gibt. Bis dahin vergnügen wir uns wiederholt mit den chaotischen zehn Teilen und dem Spin-Off, womit wir uns nun (vielleicht auch nur vorübergehend) von dieser Filmreihe verabschieden. Es war mir eine große Freude und Ehre, mich meine Lieblingsantagonisten ganze sieben Jahre über zu widmen. Wer auch immer das liest, Danke fürs Reinlesen.
Empfehlenswert für Halloween, weil Jasons intergalaktischer Uber-Auftritt ebenso hanebüchen wie spaßig ist. Ein äußerst bescheuerter, aber stimmungsmachender Weltraumtrip, der zu den Highlights des Franchises zählt. Definitiv für ein volles Wohnzimmer oder bestenfalls für einen noch volleren Kinosaal geeignet.
Regie: Jim Isaac
Drehbuch: Todd Farmer
Produktion: Noel J. Cunningham
Darsteller: Kane Hodder, Lexa Doig, Lisa Ryder, Chuck Campbell
Bildgestaltender Kameramann: Derick Underschultz
Komponist: Harry Manfredini
Altersfreigabe: ab 18
Laufzeit: 92 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 2001
Budget: 11-14 Mio. USD
Box Office: 17,1 Mio. USD
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.