Kong: Skull Island reiht sich ein in die lange Liste der Sequels, die keiner wollte, erwartete, brauchte. Aber jetzt ist es hier. Am 9. März erscheint das Sequel zu Peter Jacksons Remake des legendären „King Kong und die weiße Frau“, der als eines der ersten echten „Creature Features“ Geschichte schrieb; als solches hat „Skull Island“ aber sehr wenig mit seinen Vorgängern zu tun und ist nur ein weiterer „Set up“-Film, wie sie in der Franchise-Struktur der letzten Jahre obligat geworden sind. Die einzige Aufgabe dieses Werks ist es wohl, das Publikum auf das unvermeidliche Crossover mit Godzilla und die resultierende filmische Abstrusität vorzubereiten. Kong: Skull Island ist gescheitert, sowohl als hirnloser Popanz als auch als spaßig-probierlustige Blockbusterunterhaltung. Dennoch verhilft er zu mehreren, zum Teil auch außerfilmischen Erkenntnissen, die gewiss nicht uninteressant sind.
Denn der Kinoeinstand von Jordan Vogt-Roberts ist eine recht umfassende Bestandsaufnahme des High-Budget-Creature Features der letzten 15-20 Jahre und zeigt, dass dieses Subgenre – ein echter Veteran des wundervoll kommerziellen Kinos – schon bessere Zeiten gesehen hat. Besonders das inszenatorische Dilemma, die Eigenheiten des immer schon trashig angehauchten Genres, das es dennoch wagte, den schmalen Grat der Seriosität zumindest anzupeilen, nicht verstanden zu haben, war schon beim 2014er „Godzilla“ in jeder Filmminute spürbar und tritt auch hier besonders hervor: Es wurde (und wird) immer versucht, diese Filme durch Anleihen an anderen Mainstream-Filmgattungen auf eine geradere Bahn zu rücken, man gestand ihnen das letzte, entscheidende Quäntchen Eigenständigkeit nicht zu, verwässerte sie den Erwartungen ihrer treuen Liebhaber zum Trotz und verriet jede innovative Ambition (das mag auch der Hauptgrund sein, weshalb Roland Emmerichs „Godzilla“ von 1998 der letzte große seiner Art war, zumindest im westlich-amerikanischen Monsterkino; er stand zu sich selbst).
„Skull Island“ begeht die gleichen Fehler. Vogt-Robert schickt seinen Star-Platoon auf eine skurrile Heldenreise durch ein unentdecktes Eiland, das sich vom Rest der Welt abgeschnitten zum eigenen Biotop entwickelte, und braut aus den unfassbar abgedroschenen Schablonen einen Kriegsfilm mit Riesenaffen – der eben zur Randfigur zurückgestuft wird – zusammen, wobei diverse, ganz nett gestalteten Monster und selbstverständlich fatal unglaubwürdige Gruppenvorgänge im Vordergrund stehen. King Kong selbst leidet am „Sharktopus“-Syndrom, verändert dauernd seine Größe; der Film spielt in den 70er Jahren, natürlich müssen Szenen-Transitionen mit der generischen Beschallung durch die damalige Rockmusik vollzogen werden. Das ist einfach nur noch lächerlich, aber nicht auf die Art, dass es Spaß machen könnte, es tut nur noch weh und zeugt von künstlerischer Verarmung.
Selbstredend kann man Kong: Skull Island einige, ja, geile Momente nicht absprechen, so zum Beispiel der anfängliche Kampf zweier abgestürzter Kampfpiloten, ein Pseudo-Nordlicht und eine gewisse Wackelkopf-Nixon-Figur, die aber alle fehl am Platze sind. Dennoch kann „Skull Island“ auch optimistisch stimmen, denn er steht symptomatisch für die Krise des Blockbusterkinos (sich verschwendende Schauspieler, bezeichnenderweise ein Serienregisseur). Nachdem man ihn durchgestanden hat, ist man sich sicher, dass es so schlicht nicht mehr weiter gehen kann. Kong: Skull Island ist, alles in allem, kaum zu ertragen.
Alle Bild- und Videorechte obliegen dem Verleih © Warner Bros.