Christopher Nolan sprengt dieses Mal all seine früheren Ketten und bietet mit Interstellar das wohl größte Kinoereignis des Jahres 2014. Er entfernt sich von epischen Superheldensagen oder mit brummenden Tönen unterlegte Traumspielereien und beschreibt seine dystopische Ansicht der zukünftigen Situation der Menschen auf der Erde und seine große Liebe zu visionären Science Fiction Meisterwerken wie „2001: Odyssee im Weltraum“. Interstellar ist Nolans bestes Werk in seiner bisherigen Karriere, sowohl aus technischer als auch narrativer Sicht. Für ihn besteht das Kontrastprogramm aus der Perspektive der Menschen, dessen einziger Ausweg aus dem Elend der Erfolg ist und die interstellare Reise der 4 Astronauten. Dabei inszeniert er beide Seiten mit einer kaum vergleichbaren Gefühlskraft und entfacht Emotionen beim Zuschauer, da die Darstellung der einzelnen Parteien sehr gut gelungen ist. Interstellar lässt sich nicht wie ein normaler Film beschreiben, denn das wäre maßlos untertrieben. Es ist ein Ereignis, dass gigantische Bilder auf die Leinwand projiziert, die ebenso unbeschreiblich wie unglaublich sind und audiovisuell grandios daherkommen. Die Hybridisierung aus gefühlvollem Familiendrama und atemberaubender Science Fiction funktioniert unbeschreibliche Art und Weise und integriert eine beachtenswerte Emotionalität im Moralkonflikt eines Vater, der von Entscheidungen im familiären oder humanistischen Bereich gespalten ist.
Auch aus rein technischer Sicht ist Interstellar brilliant und grenzt audiovisuell an der Perfektion. Die Stille des Weltalls steht den donnernden Geräuschen des Raumschiffs gegenüber, die Flugszenen bewirken Bilder wie man sie zuletzt nur in Gravity gesehen hat und die Effekte sind wie es für Nolan typisch ist, große Klasse. Hans Zimmer garniert einen untypischen Soundtrack mit ruhiger Orchestermusik, die einem kosmischen Flair unterzogen wurde, das Geschehen perfekt begleitet und die Epik der Bilder mühelos unterstreicht. Insbesondere der Aufbau der ersten Stunde als Dokumentation verschafft der Darstellung zur Realität. In der zweiten Stunde ist Interstellar pures Optik- und Audiokino welches nicht nur inszenatorisch astrein ist, sondern auch darstellerisch große Geschütze auffährt. Matthew McConaughey spielt hier jegliche Facetten dermenschlichen Emotionalität und trägt den Film außerdem auf seiner Schulter! Zum Schluss rutscht Christopher Nolan narrativ kurzzeitig ab und verspielt sich in anderen Dimensionen, jedoch gelingt es ihm mit der Faszination zu spielen, weshalb diese negative Wichtung unangebracht wäre. Auch der Einbezug des eigenen moralischen Konflikts, sowie der starken Humanisierung des Geschehens ist Christopher Nolan der Film unserer Species gelungen, welcher sein eigenes Zitat als Thema hat. „Wir dürfen nicht als Individuum denken, sondern als Species“.
Interstellar ist ein Film für die großen Kinoleinwände, für den die ausgereifte Tontechnik eines IMAX existent ist und wird für Sprachlosigkeit sorgen. Die Reise quer durch die wildesten wissenschaftlichen Theorien und der Humanismusgedanke verhelfen Ihm zur Tiefgründigkeit die in gigantische Bilder, atemberaubender Inszenierung und Epik verpackt sind. So funktioniert anspruchsvoller Blockbusterfilm und so geht großes Kino! Danke Christopher Nolan.
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