Von Quartal zu Quartal beschenkt uns Hollywood mit Sequels, nach denen niemand gefragt hat. In diesen filmischen Erzeugnissen zeigt sich eine seit „Kong: Skull Island“ evidente Entwicklung: Das kommerzielle US-Kino entlarvt sich von Film zu Film deutlicher und schafft ideologisch immer bedenklichere Machwerke. Diesmal trifft die obligatorische Erhebung in den ökonomischen Franchise-Adelsstand ausgerechnet „Pacific Rim“, mit dem Guillermo del Toro – den ich nach wie vor für einen talentierten, wenn auch sein Potenzial nicht (mehr) voll ausschöpfenden Filmemacher halte – 2013 einen durchaus intelligenten, anspielungsreichen und dennoch massentauglichen Actionfilm als Hommage an die großen japanischen Klassiker des Monsterfilms schuf. Offenkundig ist, dass die Produzenten vor allem auf das Potenzial des Stoffes auf dem asiatischen, speziell chinesischen Markt hoffen – nichts Neues unter der Sonne also.
Jake Pentecost (John Boyega), Sohn des Märtyers aus Teil eins, lebt nach dem Ende des großen Kaiju-Krieges das Leben eines sich von Tag zu Tag hangelnden Herumtreibers. Durch seine halbseidenen Unternehmungen gerät er mit der jungen Amara (Cailee Spaeny) in Polizeigewahrsam und wird vor die Wahl gestellt: Militärdienst oder Gefängnis. Die Entscheidung fällt zugunsten des Militärs, dem Jake als Ausbilder, Amara als Rekrutin beitritt. Obwohl die Bedrohung einer Kaiju-Invasion gebannt scheint, braucht es nur kurze Zeit, bis das Schicksal der Menschheit wieder auf dem Spiel steht und Jakes Fähigkeiten gebraucht werden.
Von irgendwelchen formalen Alleinstellungsmerkmalen unter den Blockbustern für‘s Multiplexpublikum kann spätestens seit „Pacific Rim: Uprising“ nicht mehr gesprochen werden – es dominiert die völlige ins Unansehnliche gleitende Ungeduld bei Regie und Kamera, und das trotz Guillermo del Toro als „Visual Consultant“. Doch darüber keine Worte mehr, ich bin es leid; auch der Reißbrett-Plot ist selbst für die herrschenden Gattungsverhältnisse mit ihren Retorten-Beatschemata hölzern und wirkt schlichtweg unvollständig – der Antagonist des Films gibt an einer Stelle sogar wirklich an, sein Werk „einfach so“ zu vollbringen. Obwohl zwar eine Erklärung nachgeliefert wird, verbleibt der Eindruck absoluter Lieblosigkeit beim Exerzieren eines typischen Rekruten-Narrativs (natürlich wieder mit einleitendem Voice-Over, was sonst). Wesentlich interessanter als die beinah vulgär kommerzielle formale und inhaltliche Gestaltung von „Pacific Rim“ sind daher seine ideologisch-metafilmischen Implikationen besonders vor dem Hintergrund der auf dem Schlachtfeld des Films ausgetragenen „identity politics“.
Denn obwohl „Pacific Rim“ ein durch und durch „weltloser“ – weil beschränkter – Film ist, zeichnet er doch das Bild einer Menschheit, die ihr Wirtschaften weitgehend automatisiert betreibt und ihre Sinnstiftung im Heroismus des Militärs zu finden sucht, wobei es in dieser internationalisierten Institution natürlich jeder schaffen kann – wie es Jake in seiner pathetischen, einzig zum Transport des politischen Subtexts des Films konstruierten Ansprache an die Rekruten vor dem Finale betont -, ganz unabhängig von Hautfarbe, Herkunft usw. Doch wem nützt diese Diversität, wenn man dafür in Uniform stecken muss? Ganz unfreiwillig wird „Pacific Rim“ somit zu einem Werk, das die homogenisierende, ästhetisch wie politisch einebnende Wirkung der zunehmenden Heile-Welt-Politisierung des Mainstreamkinos aufzeigt.
„Pacific Rim: Uprising“ ist ästhetisch somit nicht nur wertlos, sondern baut vor uns die Impression einer Gesellschaft auf, die im Militarismus zu sich selbst gekommen ist. Solche Filme braucht niemand.
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