Oliver Stone is back! Es beschert wohl jedem eine Heidenvorfreude, dass die Geschichte über den Whistleblower Edward Snowden vom Politfilmemacher persönlich inszeniert ist.
2013 sprach jemand das aus, was von vielen bereits befürchtet wurde: Big Brother is watching us. Ebendieser publike Skandal ließ eine Kinoverfilmung nicht lange auf sich warten und erhielt mit Oliver Stone den wohl bestmöglichen Regisseur für dieses Thema. Was jedoch herauskam, ist die blanke Enttäuschung.
Selbstverständlich gelingt es Stone den Film mit einem passenden, modernen Stil zu visualisieren. Die Bilder sind teils schnell und der Soundtrack in den richtigen Momenten impulsiv. Zu jedem anderen Zeitpunkt aber ist das Geschehen durchweg belanglos und behandelt kaum genug interessante Anhaltspunkte. Stattdessen wird alles strikt einseitig erzählt und verfällt zu einem monotonen Einheitsbrei. Der Patriotismus, der sich selbst zu kritisieren andeutet, wird letzten Endes von allen Seiten eingehämmert. Musikalisch werden die salutierenden Blechbläser zunehmend eingesetzt. Charaktere sind nur noch nach dem Schwarz-Weiß-Muster sortiert. Alles gewinnt an Bedeutungslosigkeit.
Eine substanzielle Auseinandersetzung über die Überwachung und Privatsphäre jedermanns findet sich in wenigen Szenen wieder. Doch gerade diese retten den Film davor, durchweg schlecht zu sein. Eindringlich und bedrückend ist die Übermacht des amerikanischen Spionageunternehmens dargestellt, die im wirkungsvollsten Falle den Zuschauer gar paranoid aus den Kinosaal gehen lässt. Nur leider sind solch funktionierende Szenarien eine Seltenheit bei Snowden.
Oliver Stone hätte ein wahres Kunstwerk erschaffen können. Zu dem größten Scheitern gehören die Charakterzeichnungen, die so eindimensional und künstlich wirken, als wären sie aus einer Soap. Die überflüssigste Figur stellt dabei Shailene Woodly dar, die diese mit einer schlechten schauspielerischen Leistung nur erwidern kann. Und schließlich sei da noch der im Übermaße projizierte Pathos, der dem Film zu viel von seiner Qualität raubt. Übrig bleibt ein unbedeutender Film, der seine Kontroversität geschwächt ausnutzt und sie dazu noch mit Gut-Böse-Figuren ausstellt.
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