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Split

von Victor

Die gespaltene Persönlichkeit, sie ist in den psychologisierenden Abgründen der Thriller-/Horroruniversen schon länger sehr präsent; dafür mag vielleicht David Finchers lächerlich überbewerteter „Fight Club“ – hui, das hat ja schon ersatzreligiöse Züge – verantwortlich sein, aber praktisch ist das Konzept schon, ermöglicht es doch, unterschiedlichste Handlungsebenen twistreich – Tusch! – in einer Figur zu verdichten. Dem Muster – wenn nur noch exzessiver – folgt auch „Split“, wie der Name schon vermuten lässt, und der den ersten Film M. Night Shyamalans nach seinem kleinen Revival „The Visit“ von 2015 darstellt. Seine Karriere stagnierte bereits nach seinem Debüt, und dann ging es bergab; die folgenden Filme waren allesamt immer schwächer als ihr jeweiliger Vorgänger, darauf konnte man sich verlassen. Ob Shyamalan diese über 15-jährige Schwächephase überwunden hat und sie den Namen „Phase“ gerechtfertigt tragen würde, gilt es jetzt, herauszufinden.

Und tatsächlich ist „Split“ irgendwie ein besonderer Film, das ist der erste Gedanke während und nach dem Sehprozess. Da wäre, erstens, ein Vorspann. Unglaublich. Das liest sich wirklich komisch, aber wenn man genau überlegt, wie oft gibt es das schon noch im aktuellen Kino, ein kompletter, vollständiger Vorspann von den Darstellern über den Casting Director bis zu den Produzenten und zum Regisseur? Genau, nicht oft. Hinzu kommt, dass dieser im Stile der alten, kongenialen Saul Bass-Titel graphisch passend zum Film und seinen Motiven gestaltet wurde. Was dem proxemisch-inszenatorisch geschulten Begutachter ebenfalls auffällt ist zweitens, der sehr fokussierte Umgang mit seinem Antagonisten, der merkwürdig ins Zentrum rückt, (scheinbare) Charaktertiefe erhält und zum Bösewicht/Protagonisten-Hybriden wird – freilich steht „Split“ dann vor dem Problem, seine Spannung und andere Reize eines Horrrgenrevertreters auf andere Art und Weise beschaffen zu müssen. James McAvoy leistet in der Darstellung eben dieser Mischform namens Kevin, einem psychischen Sonderfall mit ca. 23 Persönlichkeiten (nur sehen wir leider nur 5) schier unglaubliches und bringt das ganze Spektrum von Mimik und Gestik, geht mutig ins Naive, ins Blasierte, ins Grausame. Anya Taylor-Joy, die schon im letzten Jahr in „The Witch“ eine der besten darstellerischen Leistungen der Saison zeigte, baut ihren Brückenkopf im Mainstream aus; gut so.

Aber dann überwiegt nach einem absolut vielversprechenden Anfang doch die Soll-Seite des Films und wie befürchtet verliert er sich Shyamalan-typisch im verschlossenen Gerede über philosophische Psychologie, das sich durchgängig auf Esoterik-Ratgeber-Niveau bewegt; der Zuschauer muss da wohl draußenbleiben. Viel zu verkopft – da will man sogar eine zwar unpassende, inkohärente, aber durchaus genreübliche Wendung mit absurdem Gerede und bedenklichen Pseudo-Reflexionen über psychisch-physische Zusammenhänge und das Übermenschentum vermeintlicher „Opfer“ rechtfertigen. Shyamalan scheint sein Biotop nicht verstanden zu haben (und bläht seine Inkohärenz auf 118 Minuten auf, indem er den Flow mit fragmentarischen Rückblenden ausbremst). Für ihn sehe ich keine Zukunft. Nur schade, dass die außergewöhnliche Musik – eher Klänge – von West Dylan Thordson daran vergeudet wurde.

(Ach ja: Könnte Herr Shyamalan bitte Paul Cézanne aus dem Spiel lassen?)

Die Bild- und Videorechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures

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