Letzte Woche lief „Independence Day 2: Wiederkehr“ in den heimischen Kinos an. Wie zu erwarten war, lieferte Roland Emmerich einen traurigen, reaktionär-bedenklichen Film ab, der leider wohl symptomatisch ist für die meisten der riesigen High-Budget-Produktionen aus Übersee. Ein schlechter Film, der seine Peinlichkeit unter dem Mantel einer fadenscheinigen und leicht zu entlarvenden politisch-kosmopolitischen Botschaft zu verbergen versucht.
Dass Mainstreamkino aber auch anders geht, beweist der in Kürze erscheinende „Star Trek Beyond“, der nicht mehr unter der Regie von J. J. Abrams entstand – gleichwohl er der Reihe als Produzent treu bleibt. Stattdessen ist Justin Lin, Regisseur zweier Einträge in der „Fast & Furious“-Serie, für den dritten Teil des Franchises verantwortlich. Schlechte Vorzeichen, könnte man meinen. Doch was hier vorliegt, ist kein fantasieloses Ausschlachtungsvehikel wie „Star Wars VII“, sondern – wie schon die beiden Vorgänger – eine liebevolle, durch ihre Figuren angetriebene Odyssee, bei der man aus dem Staunen fast gar nicht herauskommt.
Dafür ist vermutlich Simon Pegg zu danken, der am Drehbuch mitarbeitete, wenn auch der Plot äußerst dünn ausfällt: Die Enterprise und ihre bekannten Gesichter werden in eine unerforschte Zone des Universums geschickt, wo sie einem Hilferuf nachgehen soll. Nach einem Angriff, bei dem das Schiff zerstört wird, findet sich die Crew auf einem fremden Planeten wieder, getrennt, ohne Kontakt zur Außenwelt, während andere Mächte bereits an Plänen zur Vernichtung der Föderation feilen… Das klingt natürlich nach um abgenutzte (Stations-)Dramaturgie-Pfeiler geschichteter Stangenware – aber darauf kommt es nicht an.
Denn „Star Trek Beyond“ ist ein Film, der an gewissen typischen Stellen darauf verzichtet, sich einzufügen, mit subversiver Detailverliebtheit immer manches ein wenig anders macht. Die Kamera stürzt sich in den Kosmos, mit atemberaubender Freude am Spektakel, bleibt an Objekten hängen und folgt ihnen, hinein in farbenfrohe Spektakel, wodurch es Lin und seinem Kameramann gelingt, die drohende Erschöpfung abzuwenden. Allein die Sequenz am Ende, in der ganze Mückenschwärme von Raumschiffen losbrechen, genialerweise unterlegt von „Sabotage“ von den Beastie Boys, ist exemplarisch für die ungeheure Dynamik des Films und rechtfertigt einen Kinobesuch.
Diese Dynamik besteht nicht nur im Visuellen, sondern eben auch – und das ist es, was „Star Trek Beyond“ eigentlich auszeichnet – im Zwischenmenschlichen. Der feine Humor (Stichwort: Pille und Spock), der von den Eigenheiten der liebenswerten Charaktere ausgeht, sorgt für starke Pointen – hier ist Peggs Einfluss am deutlichsten zu spüren – und erinnert an die Originalserie, der hier mehr als einmal Reverenz erwiesen wird, man beachte nur das Poster des ersten „Star Trek“-Films.
Wo „Independence Day 2“ seine Toleranz nur vortäuscht, erschafft „Star Trek“ beinahe gelassen eine echte Diversität und ist eine mit der idealen Dosis Nostalgie versehene Fortführung, die von einer gelungenen Verbeugung vor Leonard Nimoy abgerundet wird. Sommerkino kann ja doch Spaß machen.
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