Home 31 Days of Fright The First Omen

The First Omen

von Sean Theumer

The First Omen ist als Prequel zu Das Omen in eine besondere Lage versetzt: Der Film muss die Ursprünge einer Geschichte erzählen, die tief im kollektiven Gedächtnis der Filmgeschichte verankert ist und mittlerweile fast 40 Jahre auf dem Buckel hat. Dabei geht es nicht nur um das Einfügen in eine bestehende Mythologie, sondern auch darum, die düstere Atmosphäre und den metaphysischen Schrecken des Originals zu erfassen und in Sehgewohnheiten des kontemporären Horrorfilms zu fügen. Regisseurin Arkasha Stevenson gelingt dies aber überraschend wuchtig!

Visuell bietet The First Omen viel, was das Auge des Zuschauers anspricht. Stevenson und ihr Team setzen auf eine dichte, symbolisch aufgeladene Bildsprache, die stark von religiöser Ikonografie und apokalyptischen Motiven geprägt ist. Diese Bildsprache wird konsequent durch den Film gezogen und ist ein klares visuelles Echo auf das Original, ohne jedoch dessen ikonische Kraft vollständig zu erreichen. Besonders auffällig ist die Kameraarbeit und Inszenierung des Horrors, die auf das Fragmentarische setzt – statt das Grauen direkt zu zeigen, wird es oft nur angedeutet. Diese subtile Herangehensweise ist einer der Stärken des Films, da sie die Vorstellungskraft des Publikums anspricht und ein Gefühl des schleichenden Unheils aufbaut. Zu generischen Schockmomenten lässt sich The First Omen nur ganz selten reißen, was der dichten Spannung zu Gute kommt.ö

Doch obwohl die visuelle Ästhetik beeindruckt, krankt der Film an einer schwachen dramaturgischen Struktur. The First Omen hat in einigen Momenten Schwierigkeiten, die Spannung aufrechtzuerhalten, und es entstehen spürbare Längen, was auch an der bekannten Struktur der Geschichte liegt. Diese sind zwar oft der Atmosphäre dienlich, führen jedoch zu einem Erzähltempo, das in den langen 117 Minuten mitunter ins Stocken gerät. Während das Original von einer unerbittlichen, fast schicksalhaften Dynamik geprägt war, wirkt das Prequel an einigen Stellen zu sehr auf den bekannten Aufbau einer ständigen Bedrohung fixiert, was dem Film den narrativen Fluss raubt. Gerade die Plotstruktur tritt auf zu bekannten Wegen, gerade in Anbetracht des Originals.

Ein weiteres Problem liegt in der Charakterentwicklung. Mit Immaculate als direkten Konkurrenten in diesem Jahr, obwohl dieser eher in einen Nunsploitationfilm abdriftete, kann man hier einen direkten Vergleich stellen. Obwohl der Film versucht, die Protagonistin als komplexe Figur zu zeichnen, bleibt sie letztlich eine reine Fassade: eine Frau, die zwischen Schicksal und Kontrolle gefangen ist, ohne dass dieser innere Konflikt wirklich vertieft wird. Diese Eindimensionalität wird besonders dann offensichtlich, wenn der Film den psychologischen Horror anzudeuten versucht, der in der Ungewissheit über das Böse liegt. Statt in diese Unsicherheit einzutauchen, bleibt The First Omen oft zu oberflächlich. Wohlgemerkt für dichte Atmosphäre und beklemmende Bilder, die gerade für ein Spielfilmdebüt wirklich toll inszeniert sind.

Musikalisch bietet The First Omen einige gelungene Momente, auch wenn er auf vertraute Kompositionen zurückgreift. Jerry Goldsmiths ikonischer Soundtrack aus dem Original bleibt eine spürbare Referenz, ohne jedoch zu aufdringlich zu wirken. Diese Rückgriffe auf bekannte Motive erzeugen eine subtile Nostalgie, die Fans des Originals gefallen dürfte, aber wenig Neues bietet, wie der Film an sich.

The First Omen funktioniert am besten in den Momenten, in denen er sich auf seine visuelle Stärke, Spannung und subtile Andeutungen des Bösen verlässt. Allerdings schwächelt der Film in seiner narrativen Tiefe und im Aufbau seiner Charaktere, was besonders im Vergleich zum Originalfilm deutlich wird. Was dem Film an erzählerischer Schärfe und emotionaler Tiefe fehlt, versucht er durch eine dichte Atmosphäre auszugleichen. Am Ende hinterlässt The First Omen gemischte Gefühle: Er ist eine stilistisch interessante Ergänzung zur Omen-Mythologie, in seinem Hang zur Nostalgie und seinem zu offensichtlichen Retro-Look jedoch etwas verschenktes Potenzial, auch wenn in der Welle an schlechten Horrorfilmen dieses Jahr, hier wirklich ein starker Genrebeitrag auf euch wartet!

Empfehlenswert für Halloween weil: Arkasha Stevenson eindringliche Bilder des Grauens findet und immer dann in die Couch drückt, wenn es um die Inszenierung des Schreckens geht. Dass The First Omen sich dabei nicht auf billige Schockeffekte verlässt und am Ende eine gute Verbindung zum Original schafft ist nicht selbstverständlich. Seine zu aufdringliche Nostalgieverklärtheit und die zu entschleunigte Inszenierung verhindern jedoch ein Meisterwerk!

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox

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