Die Geschichte des wohl besten Horrorfilms aller Zeiten wurde zwölf Jahre später weitererzählt. Die Last, die Regisseur Tobe Hooper damit auf sich nahm, schien wohl nicht relevant für die Realisierung seiner Fortsetzung zu sein. All das, was seinen Vorgänger ausmachte -die schmutzige Ästhetik, die rohe Gewalt oder die erstickende Ernsthaftigkeit-, wurde kurzer Hand auf der Strecke gelassen. Doch zu welchem Zweck? Wollte sich Hooper bloß von seinem Meisterwerk abheben?
The Texas Chainsaw Massacre war zur Veröffentlichung des Sequels schon längst ein fester Bestandteil der Filmkultur. Er begeisterte ebenso viele Menschen, wie er auch abstoßen konnte. So ist auch der grundideale Ausgangspunkt vom zweiten Teil; Hooper erschafft Gegensätze und Parallelen, die die Konsequenzen seines eigenen Vorgängers analysieren. 1974 ließ er schließlich nicht nur den knochenmarkerschütternden Terror auf das Publikum los, sondern auch auf seine narrative Fiktionswelt. Dort hinterließ das Kettensägenmassaker einen tiefgehenden Eindruck auf den Lieutenant Lefty, gespielt von Dennis Hopper, dessen Neffe seit den damaligen Vorfällen vermisst wird. Die Behörden jedoch behalten die Vermisstenanzeigen mit Verbindung zu kettensägenschwingenden Attacken unter Verschluss.
Dass Hooper seine fiktionale Welt mit der Realität gleichsetzt, schließt sich bereits aus dem Einleitungstext, der den gesponnenen Pseudorealitätsbezug des ersten Teils fortsetzt. So könnte man die Behörden im Film als Parallele zu den Zensurrezensenten interpretieren und den von Lefty und Stretch befangenen Wahnsinn als Selbstkritik zu dem dargestellten Grauen im ersten Teil, der viele begeisterte Anhänger hat.
Allzu ernst ist der Ton jedoch nicht. Stattdessen deformiert Hooper seine selbstkritische Thematisierung zu einer wahnwitzigen Satire, die aufgrund des drastischen Humors eine vollkommen andere Art des Terrors, im Vergleich zu der bedrückenden Anspannung in TCM, bildet. Ein ähnlicher Gegensatz ist auch in den Bildern zu erkennen, deren Ästhetik hier geschliffen ist und mit dem dreckigen Stil des Vorgängers nichts mehr zu tun hat. Ein weiterer Streich, die Auswirkungen des Massakers in die Gegenwart zu platzieren und sie dort zu behandeln. Nicht ohne Grund schmückt sich TCM 2 in einem popkulturellem Gewand und leitet seine Geschichte wie ein x-beliebiger Slasher ein, die zu jener Zeit bekanntlich erstmals Fließbandproduktionen waren. In diesem Zuge thematisiert er selbst das sexuelle Wesen Leatherfaces ohne jegliche Tabus. Doch eine solche Szenerie lässt Hooper mit einer Leichtigkeit fallen, auch wenn er seinen Spaß an stilistischer Brutalität fortführt. Nicht nur das; er lässt seine brutal-überspitzte Freakshow in einem unübertreffbaren Kettensägen-Duell münden. Der Terror wird somit unaufhaltsam für die Protagonisten. Für uns ist er unwiderstehlich.
Tobe Hooper setzt seinen Genreklassiker näher an unserer Realität als an seiner Vision von 1974 selbst fort und zeigt uns die Konsequenzen, wenn das Böse auf jedermanns Alltag trifft. Seine humoristischen Elemente entfalten selbst in Form einer Satire ihren Terror, die mit Reggae-Musik im Abspann die Selbstironie in die Höhe treiben. Die wohl bestmögliche und unerwartete Fortsetzung mit einer kongenialen Dramaturgie. Medienverfressen, ultrabrutal, größenwahnsinnig, unwiderstehlich.
Empfehlenswert für Halloween, weil das Grauen sich im popkulturellem Gewand mit Splattereinlagen und zynischem Humor schmückt, was ihn durchaus massentauglich macht. Für den alleinigen Spaß sorgen die selbstkritisch-künstlerischen Einzelheiten, die für schweißtreibende Untertöne sorgen.
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