Filmische Extremerfahrungen sind immer was feines. Seien es schwindelerregende Albträume oder verzerrte Rauschzustände. Mit The Wave bringt OFDB Filmworks jetzt einen Beitrag in den Handel, der direkt als Sprössling von Terry Gilliams Meisterwerk „Fear and Loathing in Las Vegas“ entsprungen sein könnte. Auf dem Cover prangt das erleuchtete Gesicht von Justin Long der völlig desorientiert ins Leere guckt während sich eine Collage unzähliger Personen um seinen Kopf erstreckt. Das bildet eine kleine Vorschau auf das was euch erwartet wenn ihr den Film in den Player legt, denn gerade in visueller Hinsicht liegt hier einer der interessantesten Beiträge des Jahres vor.
Es soll einfach nur ein heiterer Abend für Frank, einem ausgezeichneten Anwalt, werden nachdem ihm eine Beförderung winkt. Gemeinsam mit einem Arbeitskollegen lernen sie zwei Freundinnen kennen mit denen sie eine Halluzinogene Droge einnehmen. Als Frank wieder aufwacht scheinen Zeit und Raum gestört zu sein und alle Menschen kennen ihn. Findet er heraus was in der letzten Nacht geschehen ist oder droht er vollends im verdrehten Unterbewusstsein selbst zu ertrinken?
Direkt vorweg gesagt: Ein Film der sich konzeptionell klar an das Erlebnis richtet, legt eben größeren Fokus auf die Inszenierung als auf das Drehbuch. Klar wird hier versucht etwas zu kaschieren, wie neunmalklug man sich durch Zeit und Raum manövrieren will und gerade in Hinarbeitung auf den Abschluss mal mehr oder weniger verzweifelt versucht alle aufgebauten Handlungsfetzen zusammenzufügen, aber das stört hier weniger. Hauptaugenmerk ist die Stilistik mit der Regisseur Gille Klabin hier arbeitet. Und da mutet er uns mit The Wave eine ganze Menge zu. Inwiefern man hier Reisetabletten braucht soll jedes selbst entscheiden aber diese verspielte Verschrobenheit und visuelle Reizüberflutung ist eine große Freude. Waren es in den 90ern Partygäste die sich plötzlich in Reptilien verwandelt haben, mündet hier alles in Verzerrungen, Überbelichtung, unsichtbaren Schnitten und hektischen Szenensprüngen, dass man sehr schnell überfordert wird.
The Wave versteht sich dabei als Komödie und erzielt seinen Humor aufgrund der irrwitzigen Situationen in die er seinen Protagonisten stürzt. Daraus entsteht ein riesiger Strudel an Situationen und Personen die ohne Stringenz in Raum und Zeit auftreten. Spätestens wenn ab Hälfte eine eigene Vision von Zeitreisen nach Drogenkonsum kreiert wird und Frank mit seiner Frau in einem One-Take Überlebenskampf gestürzt wird, hat man ohnehin den Zusammenhang längst verloren. Getragen wird das Geschehen dabei vom großartig aufgelegten Justin Long. Doch was ist das Problem an einem Konzeptfilm? Die Gefahr, dass das Konzept nicht die gesamte Laufzeit trägt.
The Wave hat zwar eine angenehme Länge von etwas über 80 Minuten ohne Abspann und legt konsequent ein hohes Tempo vor, aber der Stil nutzt sich relativ schnell ab. Die Spielereien ändern sich, die Szenen bleiben inhaltlich leider monoton. Auch das etwas zu pseudoclevere Drehbuch will am Ende mit Twist über Twist und Wendungen überraschen, doch leider fehlt es dabei an echten Überraschungen. Wenn sich die einzelnen Fäden Zusammenspinnen ergibt zwar alles Sinn, doch bereits beim ersten einsetzen der Szene zu Beginn des Filmes dämmert es vielen bereits. Abgerundet wird dieser Twist mit einem flotten Spruch und prompt setzt der Abspann ein.
Visuell ist The Wave über jeden Zweifel erhaben, auch wenn sich sein Konzept deutlich abnutzt mit fortschreitender Laufzeit. Narrativ sollte man keinen großen Wurf erwarten, sondern es dem Protagonisten einfach gleich tun: Sich treiben lassen.
Regie: Gille Klabin
Drehbuch: Carl W. Lucas
Darsteller: Justin Long, Tommy Flanagan, Katia Winter, Donald Faison, Sheila Vand, Bill Sage
Cinematographer: Aaron Grasso
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 94 Minuten
Budget: Unbekannt
Box-Office: Unbekannt
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©OFdB Filmworks