Mit „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ ist bei der diesjährigen Oscarverleihung ein Drama der etwas anderen Art vertreten. Inwieweit der Streifen einer Nominierung gerecht wird, besprechen wir heute.
Einige Monate sind vergangen, seit Mildred Hayes Tochter auf brutale Weise vergewaltigt und anschließend umgebracht wurde, doch den Täter konnte die Polizei nicht aufspüren. Um den Mörder des mittlerweile zu den Akten gelegten Falls doch noch hinter Gitter zu bringen beschließt die Mutter des Opfers, Druck auf das örtliche Kommissariat auszuüben. Die drei abseits des Städtchens gelegenen Billboards, die seit Jahren keine Aufschrift mehr trugen, erscheinen Mildred ideal für ihre scharfe Botschaft an die erfolglose Polizei. Insbesondere den Leiter der Ermittlungen, Sheriff Bill Willoughby, erhofft sie durch ihre Billboards aufzuschrecken.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ lässt sich wohl am ehesten in der Kategorie des Dramas einordnen. Die Erzählweise ist sehr ruhig, ja beinahe schleppend, das Schauspiel unspektakulär, dafür aber realitätsnah. Die Charaktere sind so vielschichtig, als seien sie einem Drehbuch eines Coen-Filmes entsprungen. Insbesondere Frances McDormand als Mildred Hayes überzeugt als verbissene und schlagfertige Frau, die bereit ist, alles für ihr Ziel zu opfern. Ihre Mimik, ihre Gestik, das ihr anzusehende Leid, dass sie sowohl seelisch wie körperlich geprägt hat, lässt sich wunderbar anhand ihres Gesichtes ablesen. Beinahe noch besser ist Sam Rockwell als kleiner Dorfpolizist, der seinen doch sehr schwierigen Charakter und den tief in ihm verankerten Hass gekonnt auf die Leinwand transferiert. Das genaue Gegenteil stellt Woody Harrelson aka „Der Oberkommissar“ dar; liebenswürdig, freundlich und warmherzig scheint er nicht so ganz in das doch eher düstere Charakterkonstrukt des Filmes zu passen. Doch seine Rolle, die das Spiegelbild zu McDormands und Rockwells Charakteren darstellt, harmoniert wunderbar mit dem Gesamtkonzept des Filmes, und frischt die depressive Atmosphäre durch guten Humor und Emotionen auf.
„Three Billboards“ ist schauspielerisch zweifelsohne großes Kino, doch was beim Film letztendlich zu kurz kommt, ist die emotionale Spur. Das ganze schaut sich doch recht trocken, nimmt den Zuschauer nur in wenigen Momenten wirklich mit in den Film. Es existiert eine Barriere zwischen Publikum und Leinwand, die sich insbesondere, wenn es um Emotionen geht, leider bemerkbar macht. Zudem wirkt die Story ziemlich blass und teils einfallslos, welche die Schauspieler quasi mit ihrer Darbietung auf sich alleine stellt. Was der Film hingegen sehr gut hinbekommt, ist der Mix aus Witz und Drama. Zwar kommt der Streifen nur auf ein gutes halbes Dutzend Lacher, die Auslöser sind jedoch so wohl dosiert und rabenschwarz, dass die Szene im Gegensatz zu vielen Passagen aus Komödien gut und gerne ein paar Tage im Gedächtnis verankert bleibt.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ bei den Oscars vertreten zu sehen ist für mich eine kleine Überraschung, da trotz des hervorragenden Schauspiels doch einige Defizite im Erzählen vorhanden sind. Eine Sichtung ist dieser Film dennoch allemal wert.
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