Nachdem Terrence Malick mit The Tree of Life einen neuen Höhepunkt in seiner Karriere erreicht hat, wurde der Filmemacher produktiver denn je. Seine drei darauffolgenden Essaywerke To the Wonder, Knight of Cups und Song to Song enthielten sich zunehmend einem Skript und verließen sich umso mehr auf die Schöpfungsmacht der Postproduktion. Ein Wagnis, das geradezu alles riskiert.
To the Wonder erzählt von der Liebe, der Sehnsucht nach ihr und letztlich von der Unerfülltheit jener. Verbeispielt wird das an einem Paar, gespielt von Olga Kurylenko und Ben Affleck, das in einem plastischen, suburbanen Ort wohnt. Ihre Verliebtheit scheint zu Beginn unendlich zu sein, doch der Zauber verfliegt irgendwann und die Sehnsucht nach der einstigen Erfüllung bleibt ungesättigt. Zeitgleich wird immer wieder ein Priester porträtiert, gespielt von Javier Bardem, der die Nähe und Liebe von Gott vermisst.
Malick hat zum dritten Mal den Star-DOP Emmanuel Lubezki auf seiner Seite, dessen gespenstische, materiallose Bilderfahrten wiedermal eine unentziehbare Sogkraft entfalten, ergänzend zu den meditativen Voice-Overs der Hauptfiguren. Wie in jedem Film von Malick gilt besonders hier, dass jede Figur, die man denken hört, allein ist mit ihren Gefühlen. Jeder der transzendenten Charaktere läuft durch sein eigenes Leben, kreuzt fremde Individuen, baut vielleicht sogar Nähe auf, doch am Ende stellt sich die Zwischenmenschlichkeit immer als eine begrenzte Zeitspanne heraus, die dann endlich wird, wenn man seinem Gefühlswesen ausgesetzt ist.
Die Umgebung, in der sich das Paar befindet, hätte den Zustand ihrer Beziehung nicht besser visualisieren können. Alles ist reduziert auf das Wesentliche. Möbel sind kaum vorhanden, die Matratze liegt auf dem Boden, die Häuser der Nachbarschaft sehen alle gleich aus, stehen in gleichen Abständen zu einander. Alles wirkt distanziert, auf sich und den Haushalt begrenzt. Die gesamte Umgebung wirkt künstlich und deplatziert, als wäre alles nur Attrappe. Und so gibt sich Malick auch keine Mühe uns eine charakterliche Kenntnis über seine Figuren vorzutäuschen. Stattdessen bemüht er sich alles genauso zu beobachten, wie wir selbst nur andere beobachten können. Eben dieser Stil ist dank seiner Thematik in To the Wonder geradezu formvollendend.
Auffallend ist Malicks diskrete Trennung zwischen Parallelen und Verbindungen. Somit ist die Suche des Priesters nach Gottes Nähe gleichgesetzt mit der erhofften Erlösung des Einsamkeitsgefühls von der Frau des distanzierten Paares. Die Wege der Frau und des Priesters treffen sich zwar im Laufe des Filmes, doch kommt es nie zu einem Austausch, einem gegenseitigen, unmittelbaren Verständnis. Stattdessen gilt weiterhin: Wen man denken hört, der ist mit sich allein. Doch muss Malick manchmal aufpassen, dass er seine Schauspieler nicht zu bedeutungsvoll agieren lässt. Somit können manche Verkörperlichungen befremdlich, realitätsfern oder auch peinlich wirken. Dennoch sei gesagt, dass die Bilder und Bewegungen nicht für bare Münze genommen werden sollen, sondern als Choreografie und Tanz fungieren.
Nach The Tree of Life wurde sein Folgefilm viel zu sehr übergangen, um angemessen gewürdigt zu werden. Denn tatsächlich handelt es sich bei To the Wonder um ein Meisterwerk, das den Größenwahn seines Vorgängers hinter sich lässt und weitaus fokussierter erzählt. Es ist ein Film, den man nur lieben oder hassen kann und er sei hauptsächlich jenen ans Herz gelegt, die mit meditativen, sehr ruhigen Kunstfilmen etwas anfangen können. Alle anderen sollten dringend die Finger davon lassen, denn der Film strengt sich nicht an seinem Publikum entgegen zu kommen.
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