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Barbarian

von Sean Theumer

Noch bevor Smile seinen sagenhaften Lauf in den internationalen Kinos lostrat sorgte ein anderer Horrorfilm zumindest in Amerika für Furore. Nach diversen Festivalscreenings mit ausrastendem Publikum kam Barbarian ins Kino, doch uns könnte das Erlebnis im Kino leider verwehrt bleiben. Es rumort, dass 20th Century Fox den Film bei uns im Dezember auf Disney+ veröffentlicht und das wird dem Film so leider nicht gerecht.

Denn Barbarian ist der geborene Festival-Crowdpleaser. Ein Film der sein Publikum so im Griff hat, dass es nicht nur einen Riesenspaß macht selbst in den Sessel gedrückt zu werden, sondern auch die Reaktionen der anderen Zuschauer mitzubekommen. Problem dabei wird es jetzt sein, euch den Film schmackhaft zu machen ohne etwas über die eigentliche Handlung zu sagen, denn Barbarian macht am meisten Spaß, wenn man wirklich gar nichts über ihn weiß. Selbst der wenig aussagende Trailer von 20th Century Fox wäre dabei zu viel.

Also nur so viel: Eine Frau, die in einem Airbnb übernachtet, entdeckt, dass das Haus, das sie gemietet hat, nicht das ist, was es zu sein scheint. Und das geniale an Barbarian ist, dass er sich über die gesamte Laufzeit immer wieder neu erfindet und die bewussten Genretropes zwar benutzt, sie aber dekonstruiert. Heißt, immer wenn ihr glaubt die angebliche Marschroute des Filmes entdeckt zu haben, passiert ein nächster inszenatorischer Kniff und dreht die Handlung auf Kopf. Das ist beachtlich dafür, dass Regisseur Zach Cregger den Film auch selbst geschrieben hat.

In einem Interview sagte er, dass er ursprünglich das Buch “The Gift of Fear: And Other Survival Signals That Protect Us from Violence” gelesen hat, in dem eine Frau mit einem gewaltätigen Mann konfrontiert wird und daraus eine Kurzgeschichte wurde, in der eine Frau so ziemlich alle Red Flags ignoriert. Offensichtlich mochte er die Idee so sehr, dass er daraus einen Vorwand machte für eine weitaus kaputtere Geschichte. Zach Cregger scheint Horrorfilme zu lieben oder er hat bereits hunderte in seinem Leben gesehen, denn Barbarian fühlt sich an wie ein Film den Wes Craven in seinen besten Zeiten gedreht haben könnte.

Barbarian Movie Scene

Mit einem perfiden Gespür für Sound-Design und Stimmungsbilder baut er über Minuten ein Bedrohungsszenario auf um dann nach gut einer halben Stunde einen Stilbruch zu setzen wie ähnlich The Descent im Jahre 2005. Mit einem absolut perfekt getimten Jumpscare schockt er den Zuschauer bevor ein kompletter Standortwechsel auch diese Szene wieder bricht. Generell haben wir hier einen der wenigen Filme bei der sich jeder Schock verdient anfühlt und wirklich sitzt. Hier gibt es 100 Minuten Nervenkitzel mit überzeugenden Darstellern und der ausgewogenen Mischung aus Ekel, Terror und überraschend ruppigen Gewaltszenen.

Das einzige was man hier als verschenkt ansehen kann ist das Ende, denn gerade das Finale ist dann doch in seinem ausufernden Stil extrem konträr zu dem davor gesehenen. Zumal der Film eigentlich sein perfektes fieses Ende ca. 10 Minuten davor gehabt hätte. Das ist jedoch ein winzig kleiner Punkt in einem absoluten Genrehighlight. Es bleibt zu hoffen, dass Disney sich vielleicht doch noch für einen Kinostart entscheidet, denn da funktioniert Barbarian am Besten. Alle anderen die einen amerikanischen Itunes Account besitzen, können den Film dort seit dem 27.10 für 3,99$ leihen!

Barbarian wird seinen Lorbeeren absolut gerecht. Ein perfider und unberechenbarer Terrorfilm mit exzellenten Darsteller und einem perfekten Gespür für effiziente Schockszenen und Ekel an den richtigen Stellen. Selten wurde man von einem Studiofilm so in den Sitz gedrückt. Könnte das für Airbnbs sein was Psycho damals für Duschen gewesen ist. Zach Cregger sollte man beobachten!

Die Bildrechte obliegen ©20th Century Fox

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