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Beast

von Sean Theumer

Was waren das für wilde Zeiten als Renny Harlin seine High-Budget-Trashgranate Deep Blue Sea in die Kinos gebracht hat oder Steve Miner mit seinem Riesenkorokodil in Lake Placid den nächsten Besuch im Sumpfgebiet versüßte. In den 90ern war der Tierhorror im Kino Gang und Gebe, doch scheinbar war das in der heutigen Zeit ein recht großes Risiko zu sein, denn auch wenn vereinzelt Creature Features ins Kino kamen (The Shallows, 47 Meters Down: Uncaged) waren wir eigentlich nur Conjuring Franchises oder PG13 Jumpscare-Horror gewohnt. Daher kam der Trailer zu Beast überraschend.

Denn so wirklich Informationen vorher gab es nicht, obwohl mit Idris Elba ein echter Weltstar und mit Balthasar Kormakur ein solider Handwerker involviert waren. Beast verspricht 90 Minuten Adrenalin mit seiner Ausgangslage in der afrikanischen Wüste einem aggressiven Löwen ausgeliefert zu sein. Und was angesichts der im Trailer verwendeten Effektshots ausgelegt werden könnte, nämlich dass Beast auch nur billig aussehender Asylum-Trash in Gewand eines Kinofilms ist, kann schnell entkräftet werden.

Ja, manche Szenen mit dem Löwen sind nicht unbedingt Referenz was Effekte angeht, dafür sind die meisten Szenen aber absolut guckbar. Doch womit sich der Film komplett von der Trash-Stangenware abhebt ist seine Kameraarbeit. Gerade die Bedrohungsszenen sind meist in minutenlangen Long-Takes verpackt, die präzise auf den Punkt gefilmt sind. So eine Hochwertigkeit war gar nicht zu erwarten, doch es funktioniert auch wenn der Einsatz gegen Ende leider etwas zu frequentiert ist und immer nur als bloßes Gimmick genutzt wird. Aber sei es drum, es sieht toll aus.

Problem ist leider, dass sich Beast nicht zu hundert Prozent auf sein Setting verlässt, denn natürlich gibt es ein Familiendrama zwischen Idris Elba und seiner Tochter, denn er war ja nie wirklich da während und nach der Zeit in der die Mutti ihrer schweren Krankheit erlegen ist. Das mündet immer in Schreiattacken oder ausbremsenden Rückblenden. Selbst eine False Awakening Szene gibt es im Mittelteil nach einem Traum. Mitreißen tut das leider nicht bei diesen eindimensionalen Charakteren, dass es sich eher nach herbem Verlust der Spannung anfühlt. Generell läuft Beast etwas unter 90 Minuten ohne Abspann und dennoch presst er nur selten in den Sitz.

Spätestens wenn kurz vom Finale noch eine Söldnermiliz in den Film kommt, ausschließlich um dafür zu sorgen, dass es zu einer Konfrontation zwischen dem Löwen und vielen Fleischfreunden kommt. Dieses forcierte Schreiben passiert im Drehbuch leider öfter, auch weil fast jede Spannungsszene mit einem lausigen Jumpscare aufgelöst wird. Und wer auch immer auf die Idee kam am Ende Idris Elba in einem Faustkampf mit dem Löwen einzusetzen, wollte dass der Film dann doch irgendwie im Trash endet. Es ist wirklich schade, denn Beast ist leider statt spannendem Reißer nur ein unnötig aufgeblasener, aber im Kern simpler Tierschocker. Mehr schein als sein und das, obwohl die Cinematography so überdurchschnittlich gut ist! Auf geiler Creature Feature im Kino müssen wir leider weiter warten.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures Germany

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