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Die Schlangengrube und das Pendel

31 Days of Fright 2022 – Tag 23

von Sean Theumer

Alte Horrortitel klingen einfach geiler. Die Schlangengrube und das Pendel ist ein deutscher Spukklassiker der bis vor kurzem noch auf Amazon Prime zu streamen war. Gerade für Menschen die mit dem 60er Horror generell nicht viel anfangen konnten bot sich da die Möglichkeit eben nicht nur das ehrwürdige Repertoire von Mario Bava durchzuschauen, sondern eben auch deutsche Filme. Hier befinden sich Lex Barker und Karin Dor (was für ein Cast!) auf der Suche nach einem Geheimnis in einem scheinbar verfluchten Schloss, dessen verstorbener Graf gar nicht tot zu sein scheint.

Die Rede ist von Graf Regula, der ein Elixier für ewiges Leben herstellen wollte und dafür das Blut von 13 Jungfrauen brauchte. Nach zwölf Opfern konnte jedoch dass 13 fliehen, weswegen sein schauriges Vorhaben ans Licht kam und er zum Tod durch Vierteilen verurteilt wurde. 35 Jahre später erhalten Lex Barker und Karin Dor, die sich nicht kennen, eine Einladung zum Schloss. Barker soll endlich seine Herkunftsgeschichte erfahren und Dor das Erbe ihrer Familie antreten. Doch dahinter steckt ein teuflischer Plan.

Es ließ sich wie eine Mordsgaudi und attraktiver wird Die Schlangengrube und das Pendel zusätzlich, weil Christopher Lee den Grafen mimt. Diese deutsche Kopie vom britischen Hammer-Horror punktet jedoch mit den gleichen optischen Reizen. Alles ist unfassbar schön in Szene gesetzt, der Charme von gefärbter Pappe und Hintergrundmalereien durchzieht sich über die ganzen 80 Minuten und Rituale und Legenden sind einfach fantastische Stoffe, die zur damaligen Zeit für Angst und Schrecken sorgten. Doch abseits davon stecken hier viele bekannte Horrorfilmmotive drin. Man könnte sogar fast meinen James Wan hat sich hieran orientiert um diabolische Fallen in sein Oberstübchen zu bekommen. Aber gut, woran hat der sich nicht orientiert in seinen Horrorfilmen.

Nach nebligen Felslandschaften kommen die Gäste ins Schloss oder besser gesagt: Der männliche Held muss die entführte Jungfrau in Nöten aus den bösen Klauen des Grafen befreien. Die Geschlechtsbilder sind hier leider etwas angestaubt, was der Zeit zu Schulde kommt und auch das Geheimnis über die Personifikation des Grafen ist viel aufgeblasener als sie sein müsste. Wenn Christopher Lee ganz groß auf dem Poster steht, wird klar sein, dass kein Trittbrettfahrer Bock hat das Ritual durchzuziehen. Im Schloss fährt Die Schlangengrube und das Pendel aber ein Pensum an Sets und kreativen Fallen auf, die beachtlich sind.

Gerade weil das Tempo so irrsinnig durch die Gemäuer getrieben wird, dass keine Zeit zum verschnaufen bleibt. Immer wieder tun sich neue perfide Todestaktiken in den Räumen auf und die Zeit drängt. Der Titel kommt auch nicht von ungefähr, denn eine Schlangengrube und ein Pendel spielen hier sehr zentrale Rollen. Im Englischen übertrumpft der Film aber alles: The Torture Chamber of Dr. Sadism. So ruppig ist der Film nicht, er versteht sich mehr als romantischer Spuk, der völlig verliebt in seine Sets und Malereien ist und mit Lex Barker einen absolut charismatischen Darsteller hat. Da kann man gerne mal außer Acht lassen, dass das Ende kitschig ist, der Geldmangel an allen Ecken und Kanten sichtbar ist und das Frauenbild leider furchtbar 60er Jahre. Ein niedlicher kleiner deutscher Gruselfilm.

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