Home 31 Days of Fright Hexen bis aufs Blut gequält

Hexen bis aufs Blut gequält

von Robin Längert

Nicht oft schafft es ein deutscher Genrefilm in den USA Fuß zu fassen. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Exploitation-Horrorfilm Hexen bis aufs Blut gequält mit einem verblüffend jungen Udo Kier in der Hauptrolle.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begleitet der junge Lehrling Christian de Meron (Udo Kier) seinen Meister Lord Cumberland (Herbert Lom) durch die Dörfer Zentraleuropas, um Hexen und Gotteslästige ausfindig zu machen. Während ihrer Hexenjadg verliebt sich Christian in die Gastwirtin Vanessa, die bald selbst der Hexerei beschuldigt wird.

Letztes Jahr hatten wir den Kultklassiker Der Hexenjäger mit Vincent Price in der Hauptrolle in unseren Frights. Sein Erfolg löste Ende der Sechzigerjahre eine beachtliche Welle an mittelalterlichen Hexenfilmen in Europa aus, die allesamt dem Tash- und Exploitationfilm zuzuschreiben sind. Zu einem der wenigen langlebigen Erfolgen jener Strömung gehört die deutsche Produktion Hexen bis aufs Blut gequält, der hierzulande vier Jahrezehnte lang nur zensiert erhältlich. Nach seiner jahrelangen Beschlagnahmung ist der Horrorfilm nun seit 2017 mit einem FSK 18-Siegel ungekürzt in Deutschlang erhältlich. Im selben Atemzug spekulieren die unerfahrenen Horrorfans natürlich, wie blutrünstig der Film nun wirklich ist. Immerhin haben es zahlreiche Werke des schreckensbelehrenden Genres geschafft ihre vielen Dekaden gut zu überstehen und stets ihre Wirkung erzielen. Doch bei diesem Exemplar ist es trotz Höchstwertung nach seiner Prüfung ein wenig anders.


Das Exploitationgenre ist berüchtigt für seine voyeuristischen Folterszenen, die zu Zeiten ihrer Veröffentlichungen beinahe den Menschen ihren Glauben rauben konnte. Und tatsächlich gibt es einige Genrevertreter, die jenes Versprechen noch heute einlösen können. Zu jenen würde ich Hexen bis aufs Blut gequält nicht zählen. Dafür ist die gesamte Aufmachung des Filmes schlicht zu billig, als das sie allzu ernst genommen werden kann. Doch wie bei so vielen alten Horrorfilmen birgt auch dieser einen naiven Charme, der mitsamt seinem schlechten Schauspiel und den überflüssigen, aufgesetzten Foltersequenzen aus rein nostalgischen Gründen gesehen wird. Das all die Gewaltsequenzen reine aus Narrenfreiheit resultierende Provokation sind, sollte dabei nun wirklich zu offensichtlich sein, um sich ernsthaft über jene Darstellungen aufregen zu können. Es ist schon eher belächelnd, wie sie sehr die Gewalt heraufbeschwört wird. Mit allen Mitteln muss im Zehn-Minuten-Takt die nächste Frau verbrannt, gestreckt oder durchbohrt werden. Dafür muss das Storytelling erheblich darunter leiden, was gegenüber seinen tatsächlichen, inhaltlichen Möglichkeiten an Provokationen verschwendetes Potenzial ist. Doch auch wenn der narrative Fokus einige seiner Chancen verpasst, die dem Horror eines gesamten Zeitgeistes mehr Rückgrat gegeben hätte, statt ihn lediglich mit plumper Gewalt auszuleuchten, gelingen dem Film einige technische Erfolge. Besonders in seiner zweiten Hälfte sind ein paar außerwöhnlich innovative Schnitte und Szenenübergänge zu beobachten, die einem deutschen Exploitationhorrorfilm wie diesen wirklich nicht zu erwarten sind. Das bereitet bei der trüben Erzählung nochmal eine gewisse Freude. 

Hexen bis aufs Blut gequält ist ganz bestimmt kein Film, den man gesehen haben muss. Er sei wirklich nur jenen Zuschauern ans Herz gelegt, die dem Charme der europäischen Historien-Horrorfilme und Exploitation-Produktionen etwas abgewinnen können. Sollte man mit diesem Gebiet noch nicht vertraut sein, so ist der Kultfilm mit einem jungen Udo Kier in der Hauptrolle den Versuch wert.

Empfehlenswert für Halloween, weil die europäischen Splatterfilme der Sechziger- und Siebzigerjahre einen ganz eigenwillig Ton erzielen, der in seinem mittelalterlichen Gewand für eine wohlverdiente Stimmung sorgen kann. Fans von Exploitation kommen gewiss auf ihre Kosten.

Regie: Adrian Hoven & Michael Armstrong
Drehbuch: Michael Armstrong & Adriam Hoven
Produktion: Adrian Hoven
Darsteller: Herbert Lom, Udo Kier, Olivera Vučo
Altersfreigabe: ab 18
Laufzeit: 97 Minuten
Verlöffentlichungsjahr: 1970
Budget: unbekannt
Box Office: unbekannt

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Turbine.

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