I See You

von Sean Theumer

Heute entfremden wir die 31 Days of Fright ein wenig! Nicht weil I See You nicht spannend ist, sondern viel mehr weil er eher auf den Pfaden des Thrillers wandert, jedoch stark mit den Einflüssen des modernen Horrorkinos arbeitet. Erschienen ist er im letzten Jahr direkt auf DVD und Bluray und sorgte bereits 2019 auf vielen Festivals für Jubelstürme. Und auch wenn zuerst nur das künstliche Gesicht von Helen Hunt einen Schauer über den Rücken jagen lässt, wartet hier wirklich ein absolutes Genrehighlight auf euch!

Doch wie geht man am besten eine Empfehlung an zu einem Film der am Besten funktioniert wenn man kaum etwas darüber weiß? Wir bleiben hier etwas oberflächlicher, um euch nicht den Spaß zu rauben, doch müssen ein paar Worte über die Stilistik verlieren. Spoiler gibt es in diesem Text zu 1000% nicht. Nachdem in einer amerikanischen Kleinstadt Kinder verschwinden ist Polizeikommissar Greg Harper für die Ermittlung zuständig. Doch je weiter er damit schreitet, wird er und seine Familie zuhause von mysteriösen Geschehnissen heimgesucht.

I See You ordnet sich dabei eher der Schiene der Mindfuck Filme ein, jedoch mit einem erheblichen Unterschied. Während sonst Twist einfach als Mittel zum Zweck passieren, ergibt hier nach Sichtung jede noch so kleine Wendung komplett Sinn. Der Film saugt dabei die verschiedensten Stilmittel des modernen Horrorkinos auf und lässt neben Jumpscares auch nebelige Wälder in die Szenerie, sowie knarrenden Dielen der Holzböden im Haus und lockt damit immer wieder auf eine Fährte. Doch der Teufel steckt im Detail. 

Aufmerksame Zuschauer werden belohnt da hier keine Auflösung mit Rückblenden entschlüsselt wird, sondern mit Perspektivwechsel. Heißt: wer auf das ganze Bild analysiert wird belohnt. Der wahre Geniestreich stellt sich aber in der Mitte des Filmes raus, wenn ein echter Trend dazu dient Gänsehaut hervorzurufen. Nach diesem kleinen Klimax inmitten der Laufzeit wird die gesamte Handlung nochmal auf Kopf gestellt durch einen 360 Grad Kniff. Wir sehen die gesamte erste Hälfte nochmal aus einem anderen Blickwinkel. Dabei finden sich neben Spannungssequenzen eben auch jene versteckten Bildinhalte.

Zugegeben, manche Wendungen sind arg konstruiert nach bekanntem Muster aber wie die Geschichte zum Ende schlüssig in sich zusammenläuft mit einem Twist den man so nicht kommen sieht, ist mustergütig. Für einen schmal budgetierten Film sieht I See You auch noch verdammt gut aus und hat wirklich gute Darstellerleistungen. Dass da nicht nur Horrorfans auf ihre Kosten kommen, sondern auch Rätselfreunde sollte Anregung genug sein, einen Blick zu wagen in diese kleine Genreperle. Der lang anhaltende Drohnenshot am Ende gibt zudem genug Zeit um auf diese ganze Geschichte klarzukommen! Zu sehen ist I See You übrigens auf Amazon Prime.

Empfehlenswert für Halloween weil: Wann habt ihr das letzte Mal einen Thriller gesehen der euch aus den Socken gehauen hat und dessen Ende ihr nicht erraten konntet? Zudem kommen hier Horrorsequenzen mit ins Boot, dass spannende Unterhaltung geboten wird.

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Regie: Adam Randall
Drehbuch: Devon Graye
Darsteller: Helen Hunt, Jon Tenne, Owen Teague
Score Composer: William Arcane
Cinematographer: Philipp Blaubach 
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 98 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Budget: 3.000.000$
Box-Office: 1.900.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Capelight

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