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Kingsman: The Golden Circle

von Sean Theumer

Matthew Vaughn inszenierte 2014 seine parodistische Agentensause und polarisierte damit weltweit. Nicht nur mit seinem obszönen Humor traf er die Grenzen des guten Geschmacks, sondern auch mit seinen brutalen Actionszenen (Stichwort Kirche) verärgerte er viel Kritiker, die ihm Gewaltgeilheit unterstellten. Diese Unterstellung ist berechtigt, doch wir hatten mit Kingsman: The Secret Service monströsen Spaß und konnten uns an der überstilisierten Ästhetik nicht sattsehen. Der Trailer von Kingsman: The Golden Circle versprach genau an der Stelle weiterzumachen, wo The Secret Service aufgehört hat. Eine massive Starausbeute, wilde Schießereien und Verfolgungsjagden und altbekannter Charme versprachen erneut ein wildes Fest.

Und wozu ist es gekommen? Korrekt, zu einem riesigen Debakel, wie wir es von Matthew Vaughn bisher nicht gewohnt waren. Kingsman: The Golden Circle orientiert sich typisch an der Fortsetzungsformel und möchte in jedem Punkt brachialer, vulgärer und versauter sein als der Vorgänger, der es trotz Offensive verstand als Parodie und Actionfilm ernstgenommen zu werden. Ungefähr eine Minute nach Titeleinblendung kommt es hier zur ersten Actionszene, die wir, wie es übrigens bei jeder Actionszene des Filmes ist, im Trailer schon sehen durften. Eine hektische, digital angereicherte Verfolgungsjagd mit den Londoner Taxen. In diesen Minuten atmet Kingsman noch den Geist des Vorgängers ein und persifliert das britische Agentenkino um James Bond, welches uns auch mit fetten Actionszenen direkt in den Film schmeißen wollte.

Doch nachdem wir ordentlich durchgeschüttelt auf der Couch sitzen bricht nahezu das komplette Fundament ein. Binnen Sekunden wird alles zerstört was im ersten Film aufgebaut wird, nahezu jeder Charakter auf den wir uns gefreut haben verschwindet und wir müssen uns mit den Statesman abfinden, die eher an Antikörper erinnern. Eine richtige Aufgabe haben sie nämlich nicht. Jeff Bridges und Channing Tatum sind wenige Minuten im Bild, Halle Berry als toughe Ginger bekommt wenige Momente und Mark Strong als Merlin verkommt zur Witzfigur. Eine Weiterentwicklung in Form der Zerstörung des Fundaments ist durchaus ein mutiger Schritt, doch symbolisiert er hier nur einen Rückschritt. Und der hat verdammt große Fußstapfen.

Kingsman: The Golden Circle

Nahezu alles ist aufgebläht, digital verpfuscht und lässt das Gespür von Kinetik vermissen. Wenn Bad Taste Humor und peinliche Szenen (Country Roads, take me home…) im Vordergrund stehen und die Entwicklung der Charaktere im Hintergrund steht, muss man sich fragen was uns hier überhaupt präsentiert werden soll. Böse Drogen einer verschrobenen Wahnsinnigen machen gute Menschen zu bösen Menschen die es verdient haben zu sterben, offensichtliche Bösewichte sind nicht böse, bis sie es doch werden und bevor wir vergessen, dass die Leute auch noch wegen der Action Geld ausgegeben haben rotzen wir einfach mal schnell ein paar Schießereien aufs Tablett in der Hoffnung die Jungs und Mädels feiern es.

Kingsman: The Golden Circle hat keinerlei Charme, kein Charisma und keinen Mut mehr. Das Kingsman-Franchise verkommt zur sensiblen Geldmaschine und verarscht uns Zuschauer nach Strich und Pfaden. 141 Minuten gähnende Langeweile mit einer einzigen Actionszene die uns ein kleines Wow über die Lippen kommen lässt, merklich gelangweilte Schauspieler und, als ob das nicht schon schlimm genug wäre, mit der Festival Szene bestimmt die anwiderndste Szene des Kinojahres 2017. Damit sind in dieser Kritik bei weitem noch nicht alle Aspekte beleuchtet, doch der Frust sitzt einfach so tief, dass ihr als Fan durchaus einen Blick riskieren sollt, aber euch nicht wundern dürft, wenn ihr enorm enttäuscht werdet. Schlimmere Filme gab es 2017, aber kaum einen, der mich so enttäuscht hat wie Kingsman: The Golden Circle.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox

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