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Letters from Iwo Jima

von Marc

Clint Eastwood-Retrospektive #27

Nachdem gestern ein Blick auf Clint Eastwoods „Flags of our Fathers“ geworfen wurde, beschäftigen wir uns heute mit dem Gegenstück des Filmes aus Sicht japanischer Soldaten rund um die Geschichte der Schlacht von Iwo Jima.

Wie gestern bereits angedeutet, beschäftigen wir uns in dieser Besprechung nicht nur mit „Letters from Iwo Jima“, sondern untersuchen ihn zugleich auch auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Aufbau und der Inszenierung zu „Flags of our Fathers“.

„Letters from Iwo Jima“ ist, das sei vorweg genommen, der bessere der beiden Filme. Zugegeben, es mag vielleicht auch zum Teil der Überraschung geschuldet sein, dass ein amerikanischer Kriegsfilm (aus Sicht japanischer Truppen, wohlgemerkt!) im Zuschauer keine Würgreize durch patriotische Parolen und ekelhafte Darstellung von Feinbildern hervorruft, was generell ja schon eine Seltenheit ist. Aber: „Letters from Iwo Jima“ überzeugt auch auf ganz anderen Ebenen als der der Verblüffung. Insbesondere die emotionale Schiene, auf der Clint Eastwood hier fährt, weiß den Zuschauer zutiefst zu berühren, und zwar durch Intention, nicht lediglich durch dramatische Musik! So bekommt der Betrachter während der knapp zweieinhalb Stunden, die sich nebenbei wie die Hälfte anfühlen, eine Menge an beeindruckender Szenen geliefert. Das sind dann sogar meist die kleineren, unauffälligeren Abschnitte des Filmes, wie das Vorlesen eines Briefes oder das Gespräch zwischen einem Japaner und einem Amerikaner, bei der schon einmal die eine oder andere Träne fließen kann. Untermalt werden dabei die Geschehnisse von einer ruhigen, aber hochemotional-stimmenden Musik. Ebenfalls sehr stark ist „Letters from Iwo Jima“, wie bereits angedeutet, in der Objektivität der Erzählung. Amerikanischer Patriotismus bleibt fern, Eastwood stellt die japanischen Truppen als das dar, was sie sind; Menschen. Menschen mit Emotionen, mit Familien, mit Schicksalen. Bei „Letters from Iwo Jima“, wird dieselbe Objektivität an den Tag gelegt, wie es auch in „Flags of our Fathers“ zum Ausdruck kommt. Im Aufbau der beiden Filme lassen sich bereits an der Betrachtungsweise der Geschehnisse viele Gemeinsamkeiten erkennen. Doch ebenso verfolgt auch keiner eine streng chronologische Abfolge der Dinge, vielmehr wird durch diverse Zeitsprünge in Zukunft und Vergangenheit auch auf Einzelschicksale von Soldaten Rücksicht genommen.

Doch „Letters from Iwo Jima“ ist, im Gegensatz zu „Flags of our Fathers“, ein ruhiger, wenig actionlastiger Film, und dennoch überzeugt die Schlacht bei Iwo Jima, die im vorherigen Film doch wenig realistisch und zu gestellt wirkte, in diesem Werk deutlich mehr. Das sei wohl den weniger spektakulären Bildern geschuldet, wobei auch die Optik ein weiterer Faktor ist. Denn die Optik, in die der Film getaucht wurde, lässt kaum Farben zu. Das beeindruckende ist, dass trotz dieser optischen Blässe der Film an sich viel bunter wirkt als „Flags of our Fathers“, bei welchem das genaue Gegenteil der Fall ist. „Letters from Iwo Jima“ fährt emotional genau auf dem richtigen Gleis, wirkt niemals kitschig oder gestellt und präsentiert dem Zuschauer ein realistisch wirkendes Portrait der Ereignisse auf Iwo Jima.

„Letters from Iwo Jima“ ist ein Meisterwerk, und zweifelsohne eines von Eastwoods besten Werken. Doch auch wenn „Flags of our Fathers“ diesem Film nicht das Wasser reichen kann, so ist er dennoch eine interessante, und definitiv sehenswerte Addition. Eastwoods beide Filme, die jeweils dasselbe Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven darstellen, kann man, als Gesamtwerk betrachtet, als Aufruf verstehen, Ereignisse jeglicher Art stets zu reflektieren, niemals nur von einem Blickpunkt aus zu betrachten und insbesondere auch sich in den Gegenüber hineinzuversetzen, denn einzig so lässt sich eine Situation, ganz gleich welche, richtig und vollkommen bewerten.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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