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Onibaba

von Sean Theumer

Heute gibt es einen Klassiker aus Japan, der keinen Horror im klassischen Sinne bietet, sondern eher als ruhiges Drama mit Gruselelementen funktioniert. In Fankreisen gilt er bis heute als wegweisendes Meisterwerk, der durch seine beunruhigende Inszenierung für richtige Schauer sorgt. Onibaba ist dabei jedoch besonders für sein Entstehungsjahr mutig.

Während des Bürgerkrieges müssen eine junge Frau und ihre Schwiegermutter die Krisenzeiten überstehen. Da jedoch der Ertrag der Felder nicht gewinnbringend genug sind, überfallen und töten beide Samurai die vor dem Kriegsgetümmel fliehen. Als der Nachbar aus der Schlacht kommt, beginnt die jüngere Dame ein Verhältnis mit ihm. Alles scheint zu funktionieren, bis sich jede Nacht plötzlich eine Gestalt in ihren Weg stellt.

Onibaba ist aus dem Jahr 1965. Fast 55 Jahre hat Kaneto Shindos Film auf dem Buckel und beschäftigte sich mit für europäische Sehgewohnheiten ungewohnten Themen in kolossalen Umfang. Dabei reißt er neben seiner betörenden Schwarz-Weiß-Fotografie nicht nur Themen wie Existenz- und Verlustängste, Isolation und menschliche Begierde an, sondern formuliert sie wie in einem Manifest bis zur letzen Sekunde aus. Dabei scheut sich Shindo keinesfalls Gewalt und Nacktheit explizit zu bebildern.

Onibaba

Doch für die Spannungswirkung macht sich gerade der inszenatorische Aufbau bemerkbar. Denn bis der Terror durch die maskierte Person beginnt, vergeht über eine Stunde. In den ersten Bildern sieht man einen offensichtlich schwer mitgenommenen Samurai, der eiskalt von beiden Personen umgebracht und in die extra angefertigte Leichengrube geworfen wird. Danach folgt eine Studie des Zusammenlebens und die Zuspitzung des Konfliktes durch die Rückkehr des Nachbarn. Wohl gemerkt, bis hier hin alles noch im Sinne der sexuellen Anspannung.

Und dann folgt ein Stimmungswechsel als eines Nachts eine maskierte Gestalt auf dem Hof eintrifft. Da Onibaba nie eine Erklärung für diese Geschehnisse gibt, neigt der Zuschauer zu Unruhe. Ob Aberglaube, Folklore oder doch dunkle Mächte. Alles ist möglich, ganz nach eigener Interpretation. Und wenn die Silhouetten in der Nacht durch die Felder wandern ist der Zuspruch für das Horrorgenre völlig gerechtfertigt. Wer da jedoch mit Erwartungen vom modernen Horrorfilm herangeht, wird gnadenlos enttäuscht. Onibaba ist sperrig und wirklich langsam erzählt. Auch wenn nicht jede Idee lupenrein funktioniert, ist das Gesamtwerk dennoch beachtlich atmosphärisch.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Filmjuwelen

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