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Schwesterlein

von Robin Längert

Die beiden Schweizer Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond nehmen dieses Jahr mit ihrem Film Schwesterlein beim Wettbewerb der 70. Berlinale teil. Die Hauptrollen sind hochkarätig mit Nina Hoss und Lars Eidinger besetzt.

Sven hat gerade eine Chemotherapie hinter sich. Sichtlich mitgenommen versucht er trotz alledem seine Energie zu sammeln, um wieder in Berlin im Theater spielen zu können. Doch vorerst nimmt ihn seine Schwester Lisa mit zu sich in die Schweiz, wo er sich allen voran ausruhen soll. Doch baut sich währenddessen Streit und Stress in seinem Umfeld auf.

Langsam und mit Ruhe wird der Zuschauer in die Gefühlswelt seiner beiden Protagonisten eingeführt. Beide haben mit dem Zustand von Sven zu kämpfen, auch wenn es bei seiner Schwester nicht physisch ist. Denn beide verbindet ein zutiefst ehrliches, emotionales Band, was beide aufgrund jeder Umstände nach unten zieht. Das ist vor allem und ganz klar wegen den beiden Hauptdarstellern möglich, die nicht nur jedes geskriptete Wort so unverfälscht wirkend wiedergeben, sondern darüber hinaus auch eine wahnsinnige Intensität mit sich bringen.

Eidinger spielt seine vom Schicksal bestrafte Figur mit einem überzeugenden Zwiespalt zwischen Optimismus und Zerbrechlichkeit. Zum Glück ist er ein Meister des Weinens, womit er glasklar für die stärkste und emotional härteste Szene verantwortlich ist. Doch diese geschieht und funktioniert letztlich nicht alleine, sondern gegenüber Hoss mit einem wiederholt starken Charakter.

Die schweizerisch-deutsche Koproduktion hat dennoch ein Problem. Ein gewaltiges Problem. Um genau zu sein: das Problem des deutschen Kinos, nämlich seine unästhetisch-hässliche Distanz. Hier werden keine Bilder kreiert, sondern hier wird schlicht unpassend-anstrengender Handkamera gefilmt. Dieser könne immerhin mit genügend Emotionalität getröstet werden, auch wenn gewollt-surreale Traumszenen peinlicherweise wie aus einem zweitklassigen TV-Film aussehen. Doch auch an Emotionen mangelt es dem Drama, das schlicht auf Mitgefühl vom Publikum hofft. Leider klappt das mit den Mitteln, die uns der Film vorführt, ganz und gar nicht.

Schwesterlein vertraut seinen Hauptdarstellern voll und ganz. Das ist ein klarer Genickbruch für einen Film, der nicht gut erzählen, noch seine Nebendarsteller mit überzeugenden Dialoge füttern kann. Ein ziemlich klumpiger Brocken Film, der sich nur aufgrund seiner Headliner lohnt. Wenn überhaupt.

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