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Black Panther: Wakanda Forever

von Sean Theumer

Black Panther war 2018 ein Phänomen, welches das Publikum international so zum ausrasten gebracht hat, wie es wahrscheinlich niemand für möglich gehalten hat. Daraus entstand dann auch leider eine popkulturelle Bewegung die den Film sogar bis in die Hauptkategorie der Oscars bringen wollte, auch wenn der Kritikertenor auch extrem gut war. Gut, bei welchem Marvelfilm ist das auch nicht so, aber Black Panther litt leider unter seiner mutlosen Erzählung und grottenschlechten Spezialeffekten die gerade gegen Ende wie ein Videospiel wirkten. Dass eine Fortsetzung kam, war äußerst schnell glasklar, doch leider sollte alles anders kommen.

Was die Ursprungsvision von Ryan Coogler war, lässt sich im finalen Film nur vermuten. Mit dem tragischen und urplötzlichen Tod von Chadwick Boseman war jedoch klar, dass das Vermächtnis des Black Panthers irgendwie übergeben werden muss. Und wo der Vorgänger in seiner generischen Form schon fast ein durchschnittliches Ärgernis war, ist dieser tragische Umstand vielleicht das größte Glück. Denn so beginnt der Film mit Shuri die verzweifelt versucht ihren Bruder zu retten, doch es scheint aussichtslos. Die Maschinen geben einen Dauerton, es ist Gewissheit, dass T’Challa nicht mehr lebendig ist. Die Musik setzt aus und das Marvel Logo erscheint in absoluter Stille nur mit Szenen von Chadwick Boseman. Gänsehaut macht sich breit in diesem kleinen intimen Moment.

Und dieser Moment ist nicht nur ein reines Spielen mit der Emotionalität des Zuschauers. Black Panther: Wakanda Forever ist bis zum Ende seiner kräftezehrenden 162 Minuten geprägt von Sentimentalität, überall hängt ein Schleier der Trauer. Und so muss Ryan Coogler wohl sein Drehbuch mit den Umständen kombinieren, was dazu führt, dass tatsächlich so gut wie kein Humor vorhanden ist. Vielleicht ein oder zwei Sprüche aber nicht in dem Pensum, das sonst albern jeden ernsten Moment der anderen Filme versaut hat. Doch leider ist der Film ein extremes Cluster.

Weil einerseits ganz Wakanda trauert, zwischendrin immer wieder Töne gegen Kolonialisierung angestoßen werden und ein mächtiger Bösewicht auch noch da ist. Der bekommt hier tatsächlich ein Profil und im Mittelteil gibt es eine intensive Szene die seine Motivation aufzeigen, die zwar recht holzhammermäßig eingeprügelt wird, aber zumindest nachvollziehbar ist. Und tatsächlich ist Black Panther: Wakanda Forever daran interessiert seine, wenn auch aufgeblasene, Geschichte zu erzählen ohne mit reizüberflutender Action die Laufzeit zu füllen. Hier finden sich bis auf das Finale nur eine kurze Handkeilerei und eine Verfolgungsjagd. Und selbst der Klimax ist nicht so umfangreich und ausufernd wie man es sonst gewohnt ist.

Visuell ist das leider aber wieder eine Frechheit, weil immer wieder jemand auf die Idee kommt Prügeleien zwischen fliegenden Wesen zu verfolgen. Das hat zwischenzeitlich einen Playstation-Look, verliert sich aber nicht in diesen Bildern. Die Nahkampf-Szene ist leider auch bestialisch zerschnitten und säuft in dunklen Bildern ab. Generell lässt die Belichtung zwischenzeitlich zu wünschen übrig, gerade auf einer Leinwand mit zu dunklem Schwarzwert braucht ihr viel Vorstellungskraft.Da war Coogler leider schon deutlich besser. Auf wen aber wieder Verlass ist in Ludwig Goransson. Hier pulsiert der Score wieder mächtig, was absolut geil ist. Auch wenn die Auswahl an Liedern neben dem Score im ersten Film von Kendrick Lamar deutlich runder war, was sicherlich der Stimmung des Films geschuldet ist.

Was macht Black Panther: Wakanda Forever denn anders? Eigentlich müsste diese Überfrachtung an Storystücken, die emotionale Unebenheit und die schlechten Effekte ja sagen, dass sich die Sichtung nicht lohnt. Aber hier fühlt es sich zumindest wieder nach einer Vision an und durch den Verlust des Hauptdarstellers auch mit Gewicht. Kein Fanservice lenkt von der Erzählung ab, keine Actionszene versucht offensichtliche Drehbuchmakel zu vertuschen. Dieser Koloss von einem Film verlangt zwar viel Durchhaltevermögen, die 162 Minuten sind spürbar, aber endet mit einer ganz zarten Note. Selbst die Mid-Credit-Szene baut nur auf den Film auf ohne auf die nächsten 8 Filme und Disney+ Serien hinzuweisen, wann gab es das zuletzt?

Wir sind weit weg von einem sehr guten Film, aber ein interessantes Unterfangen mit wuchtigem Score, einem emotionalen Katalysator der gut funktioniert und einem Antagonisten mit Profil bleibt dennoch. Wie das Vermächtnis von T’Challa geehrt wurde und in den weiteren Filmen fortgesetzt wird, wird sicher die Geister scheiden. Black Panther: Wakanda Forever ist sehenswert und scheitert an seinen Ambitionen, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das emotional nicht bekommen hat. Black Panther will return, in einem hoffentlich runderen Film, der gleich visionär ist.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©The Walt Disney Company

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