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Wendell & Wild

von Robin Längert

Henry Selick ist zurück! Unglaubliche 13 Jahre nach seinem letzten Film Coraline und ganze 29 Jahre nach Nightmare Before Christmas veröffentlicht der Visionär des düsteren Stop Motion-Films seine nächste Arbeit. Und nicht nur das: Gemeinsam mit Jordan Peele schrieb er die Drehbuchadaption, basierend auf eine Vorlage von Selick selbst. Seit gestern ist der Horrorfilm für ein junges und altes Publikum auf Netflix. Wie viel Pionierkraft steckt also in Wendell & Wild?

Die junge Teenagerin Kat musste den Tod ihrer Eltern mit erleben. Seit jeher entwickelte sich ihr Leben zu einer Abwärtsspirale. Aus Wut und Frust heraus beschwört sie die Dämonen und Wild herauf, die ihr Versprechen, ihre toten Eltern wieder zurückzuholen.

Mit fantastischen Bildern und der entsprechenden Liebe zum Detail wird die Teenager-Gothic-Welt von Kat zum Leben erwacht. Dank der wiederholten Zusammenarbeit mit Komponist Bruno Coulais knüpft es beinahe nahtlos die Atmosphäre von Coraline an – mit denn erheblichen Unterschieden. Grund dafür scheint allen voran Jordan Peeles kreative Beteiligung zu sein, die dem düsteren Kinder-/Jugendfilm eine psychologische, allegorische Horrornote gibt, wie man sie nur selten von Filmen für ein junges Publikum kennt. Auch wenn dies überaus düster und thematisch konfrontativ ist, damit sind besonders die Themen Tod, Trauma und systematische Ausbeutunt genannt, ist es seinen jungen Zuschauern überaus zumutbar. Somit bietet sich Wendell & Wild fantastisch als erster Berührungspunkt mit dem Horrorgenre an – auch wenn der Film nicht allzu perfekt ist wie seine herzliche Genreausübung.

Vielleicht liegt es daran, dass Selicks letzte Stop Motion-Arbeit 13 Jahre her ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass es Peeles erster Stop Motion-Spielfilm ist. So oder so fällt auf, dass Wendell & Wild ein erhebliches Problem hat seine Themen, Plots und Subplots ohne Überlastung etablieren und entfalten zu können. Trotz der satten Laufzeit von 105 Minuten, das unter Stop Motion-Filmen beinahe als Überlänge gezählt werden kann, findet der Film keinen angenehmen Rhythmus über eine übersichtlichem Erzählung. Viel zu oft überschneiden sich einzelne Schicksale, auf die der Zuschauer teils etwas zu mild inhaltlich vorbeireitet wird. Ersteindrücke finden wenig Zeit für ihre Wirkung, Subplots und Themeneröffnungen platzen in Szenerien. Mit der Zeit werden die inhaltlichen Absichten hinter all dem klar. Doch ist die Ausarbeitung, das Introducing und besonders das Timing nicht immer ausgewogen, das einen kleinen, aber keinesfalls erheblichen Punktabzug verlangt. Vielleicht wird Selicks Handschrift einfach nur trübe, vielleicht fehlte es an ausreichenden Test Screenings und vielleicht ist der Film gerade deswegen nicht perfekt genug fürs Kino, sondern eben ausreichend für Netflix. Inhaltlich, wie auch visuell beeindruckend ist der Film trotz alledem, weshalb man sich umso mehr Projekte diese Art von Jordan Peele in Zukunft wünscht.

Empfehlenswert für Halloween, weil der Familien-Horrorfilm ebenso einen zuckersüßen, grandiosen Humor hat, wie auch unmittelbare Themenkonfrontationen beinhaltet, wie sie nur als waschechten Horrorfilm bekannt sind.

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