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Wildling

von Sean Theumer

Wildling markiert den zweiten Fantasy Filmfest Beitrag von Capelight, der letzten Donnerstag im Heimkino veröffentlicht wurde. Dabei entfernen wir uns hier vom reinrassigen Horror und servieren euch Coming of Age mit Horror-Einschüben.

Während bereits Super Dark Times das dramatische Subgenre Coming of Age nicht für eine Geschichte über das persönliche Reifen nutzte, sondern als brachialen Blick in die Psyche, die durchdreht wenn man vergebens meint, sich selbst gefunden zu haben. Wildling bietet hier die Abstraktion auf das Animalische im Menschen, dass er während seiner Evolution “vergessen” hat. Diese Thematik wird um 180 Grad gedreht mit der Geschichte von Anna, die von ihrem Vater gleich eines Tieres aufgezogen wird und vollkommen isoliert in einer Waldhütte erzogen wird, zum Schutz vor dem “Wildling”.

Fritz Böhms Film ist dabei in der ersten Hälfte überwiegend Coming of Age nach klassischen Mustern, was einerseits, wenn man ein Faible für das Genre hat, durchaus sympathisch ist, aber leider sein Potenzial weit hinter sich lässt. Anna wird aus der obskuren Obhut befreit, kommt in eine verträumte Kleinstadt und lässt die verschieden Einflüsse auf sich einwirken. Dabei gibt es allerhand platte Charaktere, bekannte Situationen und Lösungen und einige Szenen, die leider Unwohlsein hervorrufen. Nicht weil sie äußerst drastisch sind, sondern eher cringe erzeugen.

Wildling

Erst nach einer guten Hälfte lässt Wildling dieses Gewand vollends fallen und beschäftigt sich mit seiner Grundthematik. Warum musste Anna diese traumatische Erziehung genießen? Dabei gibt es sanfte Allüren zum Bodyhorror und eine düstere Grundstimmung. Auch hier bleibt jedoch eine klarer Blick auf Horror aus und Wildling wird zum blutigen Märchen. Zu schade nur, dass sich Regisseur Böhm so sehr auf Altbekanntes und ganz selten aus seiner Fassade ausbricht. Denn auch mit seinem Ende bleibt er enttäuschend zurück.

Das ist schade, denn gerade die letzten Zwanzig Minuten erinnern an alte Creature Filme mit blutroter Konsequenz. Was zurück bleibt ist ein, in den besten Momenten, stimmiges Horrormärchen, dass dem Zuschauer zu vertraut vorkommt. Wildling ist wie ein Film den man bereits gesehen hat und überzeugt nicht auf kompletter Laufzeit. Schade für die ambitionierte Regie und passende Hauptdarstellerin.

Empfehlenswert für Halloween weil: Wenn es sanftere Töne sein sollen, ist Wildling ein Blick wert. Die Gruselmär punktet mit stimmigen Bildern und einigen tollen Momenten. Man solltet jedoch damit rechnen, dass das Rad keinesfalls neu erfunden wird.

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