Peter Berg inszeniert nach “Lone Survivor” und “Boston” mit Deepwater Horizon erneut eine wahre Geschichte und bestätigt erneut seine Fähigkeit für Spannung und die Vorliebe für amerikanische Geschichten. Bereits in Lone Survivor war die Intensität der Action so intensiv, dass man Angst hatte selbst in Kugelhagel zu sterben. Dort hinterließ der amerikanische Patriotismus und die Aimbot & Unverwunderbarkeits-Heroisierung einen miesen Beigeschmack. Mit Boston gelang eine packende Nacherzählung des Bostonmarathon-Attentats, dass seine Zuschauer ebenfalls gut im Griff hatte. Mit Deepwater Horizon gelingt Peter Berg jedoch sein bester Film seit Jahren!
Vom Aufbau erinnert Deepwater Horizon an die Katastrophenfilme der alten Schule, wie beispielsweise Flammendes Inferno, und baut fokussiert eine Emotionalität auf. Mike Williams ist ein liebender Vater, der von seinen Geliebten sehnlichst erwartet wird. Seine Crew allesamt ehrliche Arbeiter die lediglich Befehle ausüben. Abgeschottet von der richtigen Familie, geben sie sich auf dem Meer gegenseitig Halt und fungieren als Familienersatz. Doch Berg inszeniert diese Beziehung nicht zum reinen Selbstzweck um mit geringem Mehrwert ein Actioninferno loszulassen. Seine Protagonisten sind hartarbeitende Männer und Frauen aus der Arbeiterschicht, mit denen man sich problemlos identifizieren kann. Die herbeigeführte Katastrophe ist nicht deren Schuld, deren Schicksal jedoch, ist uns nicht egal.
Deepwater Horizon baut über eine knappe Dreiviertelstunde die Charaktere auf, erläutert in groben Zügen wie es zu dem Unglück kam und ist sehr daran interessiert, die kommende Dynamik aufzubauen. Doch Peter Berg wäre nicht Peter Berg, wenn er nicht auch auf audiovisueller Basis ein Spektakel zeigt. Und in Sachen Dramatik und Intensität hat Deepwater Horizon ordentlich etwas auf dem Kasten! Die Spannung ist stellenweise so nervenzerfetzend, dass man beginnt an den Fingernägeln zu kauen. Das Heimkino wird erschüttert von umherpeitschenden Ölfluten, verschlingenden Feuerwalzen und brodelnden Beben. Die Suche nach Überlebenden gestaltet sich als angespanntes Aussitzen, man bangt regelrecht, dass die Zeit vergeht. Die Stimmung hält dann auch tatsächlich für den Rest der Laufzeit an, bevor im Abspann die Honorierung der Gestorben ansteht. Vielleicht geht die Inszenierung einige Charaktere nur oberflächlich an, vielleicht ist die Exposition etwas zu überspannt und vielleicht sind die “Bösewichte” auch nur klischeebehaftete Arschlöcher, aber wenn das Inferno losbricht, gibt es keine Zeit mehr für Atemzüge, was Deepwater Horizon letztendlich auch so sehenswert, wie erschütternd macht!
Deepwater Horizon ist Katastrophenkino, dass sich seinem Hergang auch bewusst ist und seinen Charakterbezug im Laufe verliert. Dafür zückt er in der zweiten Hälfte jedoch eine überwältigende Bilderflut, bei dem das Schicksal des schuftenden Amerikaner im Mittelpunkt steht. Der bundesweite und internationale Flop ist leider wirklich schade! Gerade solche Filme wie Deepwater Horizon müssen einfach auf der gigantischen Leinwand gesehen werden.
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