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Der Rabe (1935)

31 Days of Fright – Tag 28

von Robin Längert

Nachdem Frankenstein-Darsteller Boris Karloff und Dracula-Darsteller Bela Lugosi bereits 1934 für Universal Pictures bei einem Edgar Allan Poe-Film namens Die schwarze Katze mitwirkten, folgte ein Jahr später ein weiterer Film der ähnlichen Kategorie. Diesmal lediglich inspiriert statt adaptiert, sollte es an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Damit präsentieren wir: Der Rabe von Lew Landers.

Horrorfilme aus den Dreißigerjahren werden immer ihren ganz eigenen Charme behalten. In diesem spielt Lugosi einen rentierten Chirurg, der eine tiefverwurzelte Besessenheit von Edgar Allan Poes Folterapparat-Fantasien hat. Von einem abstrakten Konkurrenzkamp getrieben ist sein sehnlichster Wunsch die Umsetzung dessen, was sich Poe „nur zu beschreiben traute“. Als ein von Karloff gespielter Häftling auf der Flucht den finsteren Chirurgen aufsucht, um eine Gesichtsumwandlung zu fordern, nutzt der Arzt die Not des Kriminellen aus, um ihn zu seinem Untertan zu gestalten.

Diese Story ist ebenso hanebüchen lächerlich, wie unterhaltsam zugleich. In keinster Weise könnte dieses Drehbuch unserer heutigen Zeit standhalten, sollte man es ohne jegliche Änderungen neuverfilmen. Abseits davon, dass der Spaß nur 61 Minuten andauert, sind dazu sämtliche Dialoge und Charakterdarstellungen theatralisch überzogen und in keinster Weise mit einem Anspruch nach Authentizität versehen. Auch Lugosis selbstoffenbarenden Triebansprachen inmitten einer mit anderen Figuren besetzten Szene bedürfen keiner erstzunehmenden Darstellung. Und trotzdem schafft es dieser alte Universal-Horrorfilm aufgrund seiner Naivität zu unterhalten – und überraschenderweise an der einen Stelle zu verstören.

War Die schwarze Katze noch deutlich radikaler und abgefuckter in seiner Inszenierung von Gewalt oder seinen satanistischen Sektenzirkeln, übt Der Rabe eher vorsichtigeren Horror aus. Das mag auch daran liegen, dass zu seiner Zeit der Hays Code endgültig in Kraft getreten ist und nicht mehr einer freiwilligen Selbstkontrolle unterlag, wie noch bis 1934 üblich war. Trotzdem besticht Landers Film mit einer grotesken Düsterness, die zur Mitte des Filmes einen leicht sadistischen Höhepunkt findet. Wäre die Darstellung von Karloffs entstellten Charakter mit genügend nachhaltiger Tiefe bestückt, wäre der Horror umso effektiver gewesen bis zum Ende. Leider jedoch flacht das Geschehen in nicht allzu spannend inszenierten Ekstasen ab, womit Der Rabe nicht mehr an die Härte seines Vorgängers rankommen kann.

Empfehlenswert für Halloween, weil der wahnsinnig-geschriebene Charakter von Lugosi noch wahnsinniger von seinem Hauptdarsteller selbst gespielt wird. Ein ebenso überzogener, wie auch unterhaltsamer Klassiker der klassischen Universal Horrorfilme, der einen ganz eigenen naiven Charme innehält.

Regie: Lew Landers
Drehbuch: David Boehm
Produktion: Carl Laemmle
Darsteller: Boris Karloff, Bela Lugosi, Irene Ware, Lester Matthews, Inez Courtney
Bildgestaltender Kameramann: Charles Stumar
Komponist: Clifford Vaughan
Altersfreigabe: ab 12
Laufzeit: 61 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1935
Budget: 115,209.91 USD
Box Office: unbekannt

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures.

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