Home 31 Days of Fright Die Stunde, wenn Dracula kommt

Die Stunde, wenn Dracula kommt

31 Days of Fright – Tag 11

von Robin Längert

Kaum ein Filmemacher ist so berühmt für seine B-Movies wie der Italiener Mario Bava. 1960 veröffentlichte er seine erste offizielle Regiearbeit unter dem deutschen Verleihtitel Die Stunde, wenn Dracula kommt, international auch bekannt als Black Sunday. Ein Horrorfilm, der heute zu den großen Klassikern gezählt wird.

Es gab eine Zeit, in der war das europäische Genrekino geradezu besessen von Hexengeschichten im historischen Gewand. Doch noch bevor Klassiker, wie Der Hexenjäger oder Hexen bis aufs Blut gequält, ihr Unheil trieben, schuf Bava einen radikalen Schwarz-Weiß-Film, der mit einem unvergesslichen Opening im Jahre 1630 startet, ehe die eigentliche Handlung 200 Jahre später ansetzt. In jenem Opening setzt Bava ein Statement. So unmissverständlich und sadistisch, dass es als Genrezuschauer geradezu beeindruckend ist, denkt man an die filmhistorischen Einordnung der jungen Sechzigerjahre. Oder um noch konkreter zu werden: an das Ende der Fünfzigerjahre, in dem sich der Stoff noch in der Vorproduktion befand. Ja, das Opening hat es in sich. Und mit Sicherheit wünscht man sich einen Film, der diese Konsequenz erbarmungslos fortsetzt. Doch diese Art von Film ist Die Stunde, wenn Dracula kommt nicht.

Es dauert anschließend eine ganze Zeit, bis sich Bavas Horrorklassiker den Bildern seiner Eröffnungsszene wieder annähert. Man betone dabei annähert, denn gänzlich erreichen tut der Film dieses Level während seiner restlichen Laufzeit nicht mehr. Dennoch überstrahlt er mit beeindruckend Lichtkontrasten und fantastischen Ausleuchtungen, die eine einnehmende Atmosphäre des alten Dreißigerjahre-Horrorkinos rekonstruieren. Leider jedoch findet Bavas Regie dafür nur selten gelungene oder interessante Blickwinkel, weshalb die Bilder jenseits ihrer großartigen Ausleuchtung eine eher billige Wirkung und damit nur bedingt gelungenen Horror kreieren. Nichtsdestotrotz finden sich immer wieder spannende inszenatorische Einfälle, deren mittelmäßige Ausführung entweder den geringen Herstellungskosten oder dem unausgereiften Handwerkt Bavas zu Schulde stehen. Auch kann das Drehbuch den Großteil der Laufzeit nicht besser kompensieren, dessen Figuren, Dialoge oder Szenerien äußerst dünn und schleppend sind. Am Ende bleiben die konfrontativen Momente, die einer deutlich ambitionierteren Natur sind.

Empfehlenswert für Halloween, weil Bavas offizielles Regiedebüt mit seiner radikalen und unvergesslichen Eröffnungssequenz jedem den Atem raubt. Zwar folgt der Rest des Filmes überwiegend den gängigen Mechanismen des europäischen Sechzigerjahre-Horrorkinos, doch bleiben die kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bilder definitiv lange im Gedächtnis.

Regie: Mario Bava
Drehbuch: Ennio De Concini & Mario Serandrei (basierend auf „Viy“ von Nikolai Gogol)
Produktion: Massimo De Rita
Darsteller: Barbara Steele, John Richardson, Andrea Checchi, Ivo Garrani
Bildgestaltender Kameramann: Ubaldo Terzano
Komponist: Roberto Nicolosi
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 87 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1960
Budget: unbekannt
Box Office: 139 Mio. ₤

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Plaion Pictures.

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