Es bedarf nicht immer ein hohes Budget, um Filme guckbar zu machen. Es braucht kein teures Equipment oder aufwendige Effekte um einen Film absolut sehenswert zu machen. Auch ein Drehbuch muss nicht mit Perfektion geerdet sein, wenn man es schafft, das Defizit durch eine innovative Inszenierung auszugleichen. Es darf keiner überragenden Darsteller, solang sich die Handlung nicht auf die Darsteller konzentriert. Left Behind – Vanished: Next Generation hat leider in allen Punkten seine Defizite.
Manch einer entdeckt Parallelen zum Film “Left Behind” mit Nicholas Cage, indem er als Pilot feststellt, das Menschen spurlos verschwinden. Diese Verbindung ist kein Zufall, denn beide Filme entspringen aus der gleichen Buchreihe von Tim LaHaye. Wie bereits zu Beginn erwähnt, handelt es sich hier um einen dieser Filme, die nicht mit einem überaus hohen Budget gesegnet wurden. Die Bilder sind kaum bearbeitet, die Spezialeffekte dürftig und der audiovisuelle Schnitt ausbaufähig. Dabei beginnt die Handlung noch recht interessant und temporeich. Binnen 5 Minuten wurde die Ausgangslage eingeleitet und die Flucht der Jugendlichen ist im vollen Gange. Auf der Suche nach ihrem Vater bleibt die Protagonistin Gaby zusammen mit ihrer Schwester Claire und den beiden Jungs Josh & Flynn auf einer Art Farm Zuflucht finden. Dieser Ortwechsel ist gleichzeitig der Beginn der Leere, die sich damit bis zum höhepunktlosen Ende hinzieht.
Was im Buch vielleicht noch explizit geschildert wurde, nämlich die Dreiecksbeziehung zwischen Claire und den Jungs, wird in zwei Einzelszenen desinfiziert abgehandelt, wobei sich ein weiterer Schwachpunkt des Regisseurs offenbart. Regisseur Larry A. McLean fehlt das nötige Feingefühl im Pacing. Wie ein desinteressierter Betrachter stürzen sich Kamera und Schnitt auf die Dialoge, handeln sie ohne Gefühl ab, als müsse man noch so viel mehr in die knappen 88 Minuten preschen. Doch erzählt wird letztendlich nichts weiter. Der Klumpen, der sich angehäuft hat und ausgerollt werden möchte, hätte in knappen 20 Minuten ohne große Pausen beseitigt werden können. Stattdessen serviert man weitere gefühllose Situationen, zirkulierende Dialoge und Action, die lediglich mit dem Adjektiv dilettantisch beschrieben werden kann. Seine Pausen nutzt McLean jedoch für die Faust der Religion. Nicht weil Religion eine Form der Stärke symbolisiert, sondern weil man uns mit voller Wucht die Religionskeule ins Gesicht schwingen möchte, um uns zu zeigen, dass der Glaube an eine nicht beweisbare (und nicht für den Menschen zu erfassende) Existenz unser Schicksal leitet.
Da wird belehrt wie man richtig betet, bei einem rührenden Abschied aufgrund von einem unbekannten Ausgang, wird sich die Liebe gestanden, indem man sagt “Ich habe zu Gott gebetet, dass du das überlebst.” Also überlebst du schon. Viel schlimmer wird es nur, dass das Ende bereits teasert, dass es zu einem weiteren Film kommen könnte. Gott, bitte nicht. Dabei braucht ein Film eben nicht das Budget, das überragende Handwerk, die besten Schauspieler oder das beste Drehbuch, solange man den Fokus auf andere Qualitäten setzt. Doch Left Behind – Vanished: Next Generation ist ein Film, der sich sehr auf seine Darsteller konzentriert und sich durch Dialoge fortbringen muss und auch abseits keine Qualitäten hat. Ob das schade ist? Nun man weiß es nicht, denn auch hier haben wir nur eine lieblose Verfilmung eines Jugendromans bekommen. Diese Sparte von Film, von dem der Markt längst übersättigt ist. Da können auch kleinere gelungene Szenen, echte Lichtblicke, nichts daran ändern, dass man leider sagen muss, dass die zwei Millionen Dollar in anderen Dingen deutlich besser investiert gewesen wären.
Fans vom Buch oder Ungläubige unseres Textes sollen sich jedoch ein eigenes Bild davon machen. Deswegen verlosen wir, mit freundlicher Unterstützung von EuroVideo, eine Bluray an euch!
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