Felicity Jones genießt Hochkonjunktur, eine Präsenz, wie sie für Oscarnominierte bei weitem nicht sehr typisch ist. Ihre Rollen in „Inferno“ und jetzt auch im neuesten „Star Wars“-Franchiseableger und ersten Spin-off der Reihe „Rogue One: AStar Wars Story“ dürften sie schon jetzt als feste Schauspielgröße gesetzt haben, ebenso wie das letztes Jahr Daisy Ridley als Rey gelang. Und da sind wir wieder. Da die Filmwelt wohl bald „Star Wars“-Filme im gleichen Maße konsumieren, rezipieren und verarbeiten muss, besteht die Gefahr, dass sowohl die Filme ihre Magie verlieren, als auch dass der Filmdiskurs zu einer wenig zielführenden und verlockenden Schlammschlacht zwischen Fanboys und eher weniger begeisterten Pragmatikern – die natürlich angesichts des enormen, popkulturell-pseudoreligiösen Kultes, zu dem die Reihe geworden ist, hoffnungslos in der Unterzahl sind – werden könnte. Um das zu vermeiden, sollte man sich zuerst das Schönreden abgewöhnen und erfassen, was „Rogue One“ tatsächlich mit „Star Wars“ zu tun hat.
Die erzählten Geschehnisse sind zwischen Episode III und IV angesiedelt und damit nutzen die Macher die Gelegenheit, die trotz der Prequelreihe vorhandenen dramaturgischen Lücken im Mythos zu schließen und die Brücken zu schlagen. Dieses Vorgehen wird man vermutlich auch von den weiteren, kommenden Spin-offs erwarten können. Erfreulich ist, dass „Rogue One“ auch hinsichtlich seiner Charaktere weitgehend eigenständig ist und tatsächlich eine ganz neue Heldentruppe auf den Weg schickt, die sich in deutlich raueren Umständen behaupten muss – denn in keinem anderen Film des Franchises stand der Krieg der Sterne so explizit im Mittelpunkt wie hier.
Die Kriegswirren der Galaxis, in der die Rebellion und das noch junge Imperium miteinander ringen, lässt keine Seite wirklich gut aussehen. Das Imperium als faschistoide Macht mit genozidalen Tendenzen und die Rebellion als zersplitterte Freischärlerorganisation voller Hardliner machen „Rogue One“ in Verbindung mit den massenhaften, schonungslosen Schlachtszenen zum vielleicht düstersten, fatalistischen Film der Reihe. Dass Gareth Edwards, Regisseur der etwas halbgaren Godzilla-Monstrosität von 2014 dafür verantwortlich zeichnet, passt gut ins Bild. Die sympathischen Figuren – darunter ein neuer Comic Relief-Droide und ein schlagfertiger „Zatoichi“ – machen uns neugierig, aber letztendlich erfahren wir zu wenig über sie, bleiben beim Schauen in einer schummrigen Distanz. „Rogue One“ droht, zum puren Militainment zu werden, das mit „Star Wars“ nur noch die erneute Zelebrierung der Ikonografie gemein hat.
Andererseits ist der Film zum Ende hin so konsequent, dass es schon fast verstörend ist. So viel Mut hätte man wirklich nicht erwartet, schon gar nicht von Disney. Es sind wieder die immer wiederkehrenden „Star Wars“-Motive, die Entscheidung für die gerechte Sache und – wie immer – Familienbande, die nur vor einem deutlich fatalistischeren Hintergrund und an einem anderen Kabinett an Gestalten abgehandelt werden. Den geneigten Fans bleibt, frei nach Tucholsky, nur zu sagen:
„Ja, wir lieben diesen Mythos.“
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