Seit knapp 25 Jahren beschert uns M. Night Shyamalan wendungsreiche Twilight Zone’eske Mystery-Thriller in Spielfilmlänge. Sein vierter Kassenschlager und sein bis dato letzter Film im Hause Buena Vista/Disney (abgesehen von seinem Sequel Glass), war das Mystery-Drama The Village – Das Dorf.
Besetzt mit einem hochkarätigen Cast erzählt Shyamalan von einem Dorf Ende des 19. Jahrhunderts, das sich in einem von Monstern umgebenen Wald befindet. Die Farbe Rot lockt „die Unaussprechlichen“ an. Die Farbe Geld weist die ab. Und so leben die Dorfbewohner*innen in einer scheinbaren Idylle, die von einem großen Geheimnis umgeben ist.
Bryce Dallas Howard, Joaquin Phoenix, William Hurt, Sigourney Weaver, Adrien Brody, Brendan Gleeson, Judy Greer, Michael Pitt und selbst der junge Jesse Eisenberg zählen zu dem beeindruckenden Ensemble dieses geheimniskrämerischen Films. Wie so üblich bei den meisten Thrillern von Shyamalan ist der unwissende Zuschauer der am meisten profitierende. Schließlich überwiegt keineswegs die Anzahl jener Filme, die bei ihrer Zweitsichtung ebenfalls bereichernd sind. Nun scheiden sich bei The Village die Geister erheblich. Es ist vermutlich sein polarisierendster Film, der sowohl ausgebuht, als auch zum Meisterwerk seiner Karriere gezählt wird. Zugegeben, er hat seine Schwächen an ganz bestimmten Punkten, dennoch gehöre ich persönlich zur zweiten Kategorie. Und das aus klaren Gründen.
Wir befinden uns immer noch mitten in den 31 Days of Fright. Warum also dieses Mystery-Drama? Auch wenn Shyamalans drei vorigen Werke The Sixth Sense, Unbreakable – Unzerbechlich und Signs – Zeichen großartige Filme sind, schafft The Village die markanteste Atmosphäre von allen. Hier haben wir es mit einem Film zu tun, der sich mehr denn je auf das Gefühl seiner Figuren fokussiert, die von einer dauerhaften, abstrakten Bedrohung umgeben sind. Es ist eine unmissverständliche Atmosphäre, und darum auch so faszinierend und einhüllend. Das liegt einerseits an der fantastischen Art Direction und Bildgestaltung, an dem unglaublichen Cast, aber vor allem an James Newton Howards Soundtrack. Dieser kann ohne Zweifel zu den besten Scores des 21. Jahrhunderts. Ohne ihn wäre vor allem der Horror ein ganz anderer. Denn egal wie sehr sich Shyamalan bemüht, sein Finale im Wald ist und bleibt eine peinliche Darstellung einer Bedrohung, über die nur gelacht werden kann.
Es sind aber nicht die Monster, die den Horror zum Ende hin ausmachen. Es sind die Strukturen der Sekte, die einen wahren Schauer über den Rücken jagen. Hier muss nochmal eine Lanze für den letztes Jahr verstorbenen William Hurt gebrochen werden. Denn seine Performance hier zählt nicht nur zu den besten seiner Karriere, sondern auch zu denen, die überhaupt jemals in einem Film gesehen habe. Synchronisiert wird Hurt in der deutschen Fassung von Wolfgang Condrus, was eine Leistung ist, an die niemals vergesse – egal, wie lange die letzte Sichtung her ist. Hurts Präsenz, seine charakterliche Komplexität, seine höchst intensiven Dialogzeilen, seine Emotionen in den Augen. Genau das ist es, was diesen Film trotz seiner Lächerlichkeit an geringen Stellen zu einem Meisterwerk machen.
Empfehlenswert für Halloween, weil die alles verschlingende Atmosphäre des Filmes ein schauriges Herbst-Feeling ins eigene Wohnzimmer bringt. Kein Schocker, kein Splatter, sondern ein intensives Mystery-Drama, dessen Schauer von einer ganz anderen Seite kommt, wie es vorerst erwartet wird.
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