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Martin

von Sean Theumer

Nachdem sich George A. Romero mit Night of the Living Dead und The Crazies den lebenden Toten zugewandt hat, die Menschenfleisch essen müssen und für ewig dazu verdammt sind auf der Erde zu wandern, wendet er sich mit Martin einem ganz anderen Mythos zu. Vampire. Nachdem er mit Seasons of the Witch weniger erfolgreich versuchte sich dem Okkulten und Spirituellen anzunehmen, geht er mit Martin erneut einen ruhigeren Weg ein.

Denn sein Film war prägend einer der größten Einflüsse für das britische Drama The Transfiguration indem ein Junge glaubt ein Vampir zu sein und auf der Suche nach frischem Blut ist. Martin beginnt mit einer Zugfahrt indem wir den titelgebenden Protagonisten sehen, wie er eine Spritze vorbereitet und in das Abteil einer schönen Dame eindringt. Doch statt sie mit roher Gewalt zu überwältigen, nimmt er sich ihrer Angst an und beruhigt sie, dass sie nur einschläft. Kurz nachdem das passiert ist, schlitzt er ihr mit einer Rasierklinge den Arm auf und trinkt ihr Blut.

Auch hier wird nie klar ob Martin wirklich ein Vampir ist oder einfach nur ein gestörter Serienkiller mit Vorliebe für Frauen. Er ist geplagt durch Visionen in seinem Kopf die Menschen zeigen bei der Hetzjagd auf Vampire. Diese werden immer wieder eingeworfen wenn er sich in einer gefährlichen Situation befindet. Ein Ausdruck dafür wie verloren und allein er mit seinem eigenen Ich .

Romero ist jedoch auch nie groß daran interessiert seine Inszenierung auf diese Morde zu legen. Im Gegenteil. Er baut seinen Film als ruhig erzähltes Charakterdrama auf indem sein Protagonist hin und her gerissen ist. Martin befindet sich in einem äußerst instabilen Zustand. Nachdem er seine Familie verloren hat, ist er gezwungen zu seinem Onkel zu fahren damit dieser sich um ihn sorgt. Er selbst hat keinerlei Liebe für ihn übrig, er hat keine Freunde, keine Liebe.

Als Zuschauer bewerten wir seine Taten nicht, wir versuchen ihn selbst zu verstehen. Dabei schafft Romero es aber leider wieder nicht zu packen. Ganz gleich wie interessant die Prämisse ist und wie sehr er versucht seinem Charakter ein Gesicht zu geben, kommt Martin nie wirklich in die Gänge und endet in der Verkaufsfassung leider viel zu schnell beziehungsweise wird zu überraschend in eine ganz andere Richtung gelenkt. Inwiefern das im Original Cut, der sage und schreibe 165 Minuten geht, besser funktioniert sei dahin gestellt.

Allein aus filmhistorischer Sicht und Eintrag in die Regievita einer Legende sei Martin damit jedoch als Pflichtprogramm geraten, da zumindest die Argumentation und Diskussion über den Charakter äußerst spannend geraten sind und der Soundtrack absolute Spitze ist. Wer zu alten Sehgewohnheiten keinen Zugang findet oder einen lupenreinen Horrorfilm erwartet wird definitiv bitter enttäuscht.

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Arrow Video

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