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Spiegelbilder

von Robin Längert

Robert Altman, der Mentor vieler Regie-Größen, u.a. von Martin Scorsese, Woody Allen oder Francis Ford Coppola, inszenierte 1972 einen psychologischen Horror-Thriller, der stellvertretend für das New Hollywood sein sollte. In der Hauptrolle ist Susannah York zu sehen, die die Romanvorlage des Filmes geschrieben hat.

Die Kinderbuchautorin Cathryn verbringt mit ihrem Mann ein paar Tage in ihrem gemeinsamen Ferienhaus in Irland. Dort wird sie von Begegnungen ihres verstorbenen Ex-Mannes heimgesucht, die scheinbar nur ihrem Kopf stattfinden. Nach und nach droht Cathryns Verständnis für die Realität zu zerbrechen, bis sie ihr Umfeld nicht mehr voneinander unterscheiden kann – sich selbst eingeschlossen.

Eine Geschichte, die mit einem anonymen, eindringlichen Telefonat anfängt, ist oft ein vielversprechender Start. So ist es auch bei Spiegelbilder, im Original mit dem Titel Images. Sehr schnell wird ein Gefühl der Unsicherheit suggeriert, das Altman mit Hitchcock-Attitüden gekonnt erzählt. Das mag alles trotz alledem noch recht konventionell wirken. Doch um die eigentliche Reichweite Altmans Stilistik zu sehen, braucht es keine 15 Minuten. Denn, sobald der Film im Ferienhaus angelangt ist, beginnt die labyrinthische Achterbahnfahrt ohne Zögerlichkeiten.

Ohne Rücksicht auf Verluste wird der Zuschauer in einen Strudel aus Visionen, Obsessionen und hauchdünnen Deutungsrichtungen gestoßen, was einschließlich bis zur letzten Minute fortgesetzt wird. Das erinnert an Persona, das erinnert an Ekel und an ganz viel David Lynch. Und vor diesen Vergleichen brauch man keineswegs halt nehmen, besonders in Anbetracht seiner grandiosen unheilvollen Bilder. Doch leider ist die Inszenierung nicht frei von Makeln. Hin und wieder tendiert das Schauspiel und der raue Look zum Standard zweitklassiger Produktionen, wie man sie allen bestens aus den Italowestern der Sechzigerjahre kennt. Das ist schade, denn somit verpasst Images seinen Sprung zu den tatsächlichen Genreklassikern und bleibt stattdessen nicht mehr als ein guter Geheimtipp.

Empfehlenswert für Halloween, weil die Doppelbödigkeit dieses psychologischen Horror-Thrillers den Zuschauer dauerhaft im Dunkeln tappen lässt, um ihn in seelische Abgründe blicken lassen zu können. Wie das alles interpretiert werden kann, ist jedem komplett selbst überlassen.

Regie: Robert Altman
Drehbuch: Robert Altman (nach einem Roman von Susannah York)
Produktion: Tommy Thompson
Darsteller: Susannah York, René Auberjonois, Marcel Bozzuffi
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 101 Minuten
Verlöffentlichungsjahr: 1972
Budget: 807.000 USD
Box Office: unbekannt

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Pidax.

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