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Zurück in die Zukunft

von Robin Längert

Einer der ultimativsten Kultfilme aller Zeiten ist das Science-Fiction-Abenteuer mit Marty McFly und Doc Brown. Das Erfolgskonzept dazu liege wohl klar auf der Hand. Schließlich wird keines Weges mit einprägsamen Dialogen, bewusstem Umgang mit Stereotypen und dynamischer Musikbegleitung gespart. Ein solch ausdrucksstarker Erzählgeist müsste dementsprechend die vollkommene Inspiration für Filmemacher des breiten Publikums sein. Doch der Schlüssel zu der Seele eines solchen “Kinospaßes” liegt nicht bei der hohen Gagrate oder genugtuender Action. Nein, Zurück in die Zukunft bietet weitaus mehr.

Um mit dem Medium Film qualitativ und anspruchsvoll arbeiten  zu können, benötigt es selbstverständlich einen gewissen Erfahrungshorizont. So wird normalerweise auf Klassiker des hohen Alters zurückgegriffen, an denen u.a. aufgrund ihres nostalgischen Flairs gerne festgehalten wird. Aber auch ihre inhaltliche Bereicherung, ausgeglichen mit der Wertschätzung des Unterhaltungsgrades, verdeutlicht das Geheimnis eines zeitlosen Erfolges. Gemeint sind damit hauptsächlich komödiantische Vertreter, wie Billy Wilder’s Meisterstück Manche mögen’s heiß. Zurück in die Zukunft nutzt somit nicht nur die vielfältige Gestaltung von Werken der Goldenen Ära Hollywoods, sondern analog die Begehrtheit nostalgischer Gefühle.

Blickt man auf die Grundrisse des Drehbuches, sind viele stilistische Parallelen zu Klassikern der 40er- und 50er-Jahre zu erkennen. Damit sind sowohl die bereits erwähnten charakterstarken Dialoge gemeint, als auch die gestalterische Position des Regisseurs, der sich mehr auf das Skript und Schauspiel konzentriert, als auf inszenatorische Einzigartigkeiten. Die Ära des New Hollywoods wird dementsprechend radikal übergangen, eben auch inhaltlich. Schwerwiegender ist nämlich die Flexibilität, vergangene Zeit wiederzubeleben. Medien wie Bilder, Musik oder der Film selbst sind damit gemeint – alles materialisiert in Form einer Zeitmaschine bzw. des DeLorean DMC-12. Auf solch fantastischer Weise wird die Wertschätzung jener Medien als rasantes Abenteuer verpackt.

Science-Fiction, Komödie, Action, Coming of Age, Liebesfilm – der gleichgewichtige Umgang mit allem ist phänomenal. Und warum nun der große Erfolg? Da die Strukturierung durchgängiger Unterhaltung nicht aus totalem Selbstzweck besteht. Stattdessen wird die eindrucksvolle Effektivität vom Film oder der Musik zentriert und welch eine berührende Persönlichkeit sie besitzt. In wie fern eine solche Auseinandersetzung mit der “Kunst für jedermann” heute noch im Großkinobereich stattfindet, sei dahingestellt. Zurück in die Zukunft zumindest weiß absolut, weshalb gerne ins Kino gegangen wird und warum Klassikern letztlich Klassiker sind. Es ist kein Zufall, dass so offensichtlich die Zeit thematisiert wird. Die Frage, in welch explizitem Maße sie in Verbindung zu Zemeckis Kultfilm steht, macht ironischer Weise seine Zeitlosigkeit aus.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures

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