Platz 10-8: Erschütternde Indie-Perlen
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Platz 10: „Schloss aus Glas“ von Destin Daniel Cretton
Die gleichnamige Adaption vom autobiographischen Buch über das antistaatliche Leben der Familie Walls ist sicherlich mit viel Einfachheiten und Indie-Konventionen verbunden. Der Drang zur Unterstreichung seiner Message formt das Drama zudem zu einen typisches Beitrag des Programmkinos. Trotzdem schafft es Schloss aus Glas jenen Eindruck zu entkräftigen und überfällt den Zuschauer mit einer unfassbaren Wucht an schlichtweg ehrlichen Gefühlen, die zwar in Ausnhamefällen etwas zu dick aufgetragen sind, doch zu jedem anderen Zeitpunkt mehr zu Tränen rühren als beinahe jeder andere Film dieses Jahres. Wer lange schon lange nicht mehr im Kino tränen konnte, hat hier die absolute Möglichkeit.
Platz 9: „Silence“ von Martin Scorsese
Scorsese geht gänzlich anders an seine Dramaturie heran als Platz 10. Hier ist der Titel Programm. Durch seine radikale Distanzierung von jeglicher Subjektivität wurde mit Silence eine knallharte, trockene Analyse über Globalisierung, Religion, Meinungsfreiheit und das unantastbare Individuum geschaffen. Statt eine charakterliche Vertiefung vorzutäuschen wird offen zugegeben, dass die vollkommene Nähe zu jemand anderen unerreichbar ist. Wer sich auf dieses umfachreiche, filmische Experiment einlassen kann, wird am Ende mit einer Menge Selbstreflexion belohnt.
Platz 8: „Good Time“ von Benny & Josh Safdie
Adrenalin pur! Immer wieder musste ich mich während dieses Kinobesuches daran erinnern, dass ich nur einen Film sehe ehe mich die Spannung zerreißt. Wer auf die großstädtische Neon-Welle unseres Jahrzehnts eingehen konnte, wird inmitten dieser gehetzten Odyssee durch New Jersey voll und ganz auf seine Kosten kommen. Noch dazu geht der Film durchweg ungehemmt mit seiner realistischen Milieu-Darstellung um, was ebenso fasziniert und erschreckt. Eine solch unverfälschte Offenheit wünscht man sich von vielen anderen Filmen, die in Hollywood sonst lieber das Weltbild glätten.