Platz 7-5: Rassismus, Heldentum und Träumereien
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7. Get Out (Jordan Peele)
Es ist beinahe unmöglich etwas über Get Out zu schreiben ohne dabei etwas zu verraten. Jordan Peele inszeniert mit seinem Debüt einen Psychothriller der gelegentlich lockeren Humor mit einbaut und die Rassismusdebatte des Landes thematisiert. Ein Schwarzer der Bedenken hat, dass seine Schwiegereltern ihn nicht aufgrund seiner Hautfarbe akzeptieren, ein Schwiegervater, der seine Abneigung gegenüber von Rassismus damit äußert, Obama auch ein drittes Mal zu wählen, wenn das irgendwie möglich wäre. Der Horror ist bis zum Ende psychologisch und mutet einem Kammerspiel an, während das moderne Mainstream-Horrorkino persifliert wird. Isolation durch eine abgeschiedene Hütte auf dem Land, Beängstigung durch das merkwürdige Verhalten der schwarzen Angestellten und ein alkoholsüchtiger Bruder der gerne Kampfsport am Esstisch praktiziert sind nur einige Indikatoren, die zu einer ungemütlichen Stimmung beitragen, bevor im Finale alles zu einem blutrünstigen Amoklauf destilliert wird, der wirklich alle Register zieht. Das ist stellenweise sehr krank, mitunter brüllend komisch und wirklich sau gut inszeniert. Dabei wirkt es selbst wie ein parodistischer Akt, dass Jason Blum ausführender Produzent von dem Film ist, während Peele eigentlich damit beschäftigt ist, sich über diese Art von Horrorfilm lustig zu machen. Und dass er das Genre liebt, merkt man mehr als einmal. Ein wirklich richtig richtig geiler Film.
6. Logan (James Mangold)
In diesem Jahr gab es, wie üblich, in der Marvelszene den üblichen Wettkampf, welcher Film wohl die beste Comicverfilmung des Jahres ist. Guardians of the Average, Logan oder Thor? Die Antwort ist simpel: Logan ist nicht der beste Comicfilm des Jahres. Es ist die beste Comicverfilmung aller Zeiten. Ein zärtlicher, dramatischer Abgesang auf die Unverwundbarkeit der Superhelden in einem entschleunigten rabiaten Neowestern in dem man sich endlich Zeit nimmt für die Gefühle und Gedanken. Zeitgleich entfesselt James Mangold dank des R-Rating die animalische Härte, die Wolverine immer gebraucht hat. Es spritzt Blut, es rollen Köpfe und doch fühlt sich keine der Gewalttaten wie stilistischer Selbstzweck an. Zum Einen ist es die Befriedigung die wir Zuschauer brauchen und es verdeutlicht die Auswirkungen der Handlungen, die in den X-Men Filmen immer unter dem Deckmantel der Kinderfreundlichkeit getragen wurden. Und wenn der konsequente Leidensweg in einem der emotionalsten Szenen des Jahres gipfelt, ist es nicht verwunderlich, wenn man so aussieht wie Daniel Kaluuya vor ungefähr 12 Zeilen. Platz 6 drückt nicht das Gefühl aus, welches in seit Anfang März in meinem Herzen trage.
5. La La Land (Damien Chazelle)
La La Land ist die Ode an die Träumer und erwärmte das Herz von Deutschland, Europa, der ganzen Welt. Damien Chazelles Musical erinnerte an das unbeschwerte Kino der goldenen 50er Jahre, rezitierte etliche Musicals und ließ mit seiner Leichtigkeit & Dramatik das Herz schmelzen, nur um danach direkt ein Loch in selbiges zu stanzen. Aufwendige Tanzeinlagen, poetische Texte und eine zuckersüße Liebesgeschichte machen es leicht, einen Fan von Musicals und Filmklassikern zu überzeugen. Und da schlägt er auch bei mir in die richtige Kerbe, denn auch wenn viel eigene Kreativität in den kopierten Einstellungen und kurzen Schrittfolgen in den Choreografien verloren geht, trägt La La Land das Herz am richtigen Fleck. Und wer bei Another Day of Sun oder Someone in the Crowd keine Lust hat, das Tanzbein zu schwingen, trägt wohl keinen Funken Leben mehr in sich!